Durch das neue chinesische KI-Start-up DeepSeek ist der Börsenwert von Nvidia eingebrochen. Die Aktie fiel um knapp 17 Prozent und radierte 589 Milliarden Dollar an Börsenwert aus. An einem Tag hat ein US-Unternehmen noch nie so viel Geld verloren. Doch es war auch kein vorher so teuer wie Nvidia mit fast 3,5 Billionen Dollar.

Auslöser des Ganzen ist die Erkenntnis gewesen, dass die KI-Software von DeepSeek möglicherweise mit viel weniger Rechenleistung, und damit auch mit weniger Chips von Nvidia auskommt, trainiert werden kann, als man es bisher gedacht hatte. DeepSeek will sein neues KI-Modell mit Kosten von etwa 5,6 Milliarden Dollar auf wenigen abgespeckten Nvidia-Chipsystemen angelernt haben. Unklar ist aber dabei, welche Daten das Unternehmen verwendet hat, um seine KI zu trainieren und woher diese Daten hergekommen sind.

Wie die „New York Times“ berichtet, braucht DeepSeek einen Computer mit nur rund 2.000 Nvidia-Chips. Andere Unternehmen brauchen für ihre Supercomputer bis zu 16.000 Chips, um KI-Modelle hinter ihren Chatbots zu trainieren. In den vergangenen Wochen wurde schon in der Branche spekuliert, dass DeepSeek wohl Zugriff auf mehr Nvidia-Chips habe, als es angesichts der US-Ausfuhrbeschränkungen zugibt. Die US-Regierung erlaubt Nvidia, nach China nur Chips zu verkaufen, die weniger leistungsstark sind.

US-Präsident Donald Trump sprach von einem „Weckruf“ für amerikanische Unternehmen. Dennoch fand er es auch „positiv“, dass KI günstiger zu haben sein könne. Die Veröffentlichung von DeepSeek sei hoffentlich „ein Weckruf für unsere Industrien, dass wir im Wettbewerb hoch konzentriert sein müssen, um zu gewinnen“, sagte der Rechtspopulist vor republikanischen Kongressabgeordneten in Miami. Weiter sagte er, dass der von DeepSeek ausgehende Schock auch positive Auswirkungen auf das Silicon Valley haben könnte, da man gezwungen sei, mit weniger hohen Ausgaben zu Innovationen zu kommen.

Gestern (27.01.) hatte die DeepSeek-App erstmals ChatGPT bei den Downloads im App-Store von Apple überholt. Die Firma wurde 2023 vom Hedgefonds-Manager Liang Wenfeng gegründet. DeepSeek setzt auf Open-Source-Modelle, bei denen der Quellcode öffentlich einsehbar ist. Die Daten werden auf Servern in China gespeichert. Die chinesische Regierung genehmigte nicht Informationen über das Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens im Jahr 1989, was vom Chatbot unterschlagen wird.

Quelle: SPIEGEL