Einer Umfrage der Bertelsmann-Stiftung fürchten die Mehrheit der befragten Deutschen vor Desinformation. So sehen 84 Prozent der Befragten in vorsätzlich verbreiteten Falschinformationen im Internet ein großes oder sogar sehr großes Problem für die Gesellschaft. 81 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass diese ein Risiko für die Demokratie und den Zusammenhalt darstellen.

Stiftungsvorständin Daniela Schwarzer erklärte: „Den meisten Menschen ist inzwischen bewusst, dass Desinformation eine Gefahr für die demokratische Gesellschaft darstellt.“ Weiter sagte sie: „Diese Entwicklung ist besonders mit Blick auf das laufende Superwahljahr eine Herausforderung, die gelöst werden muss, um unsere liberale Demokratie zu schützen.

In der Umfrage nehmen die Befragten Desinformation am meisten im Zusammenhang mit Kriegen, Krankheiten, Einwanderung und der Klimakrise wahr. Als Urheber sehen sie vor allem Akteure im politischen Raum, die die Meinung der Bevölkerung oder den Ausgang von Wahlen manipulieren wollen und Radikalisierung fördern wollen. Vor allem in den sozialen Medien merkt man die Verbreitung von Desinformation. 59 Prozent der Befragten haben angegeben, dass diese in Kommentaren wie bei Facebook oder der Plattform X ihnen begegnet. 37 Prozent nannten außerdem Kommentare auf Artikeln, auf Blogs oder Nachrichtenseiten als Quelle. Weitere 33 Prozent nahmen Falschinformationen direkt in Artikeln, auf Blogs oder Nachrichtenseiten wahr.

Protest- und Aktivistengruppen werden dabei von 66 Prozent der Befragten als wichtigste Verantwortliche für die Desinformationsverbreitung genannt. 60 Prozent sagen, dass Influencern in sozialen Medien oder Blogger sind. 53 Prozent sehen ausländische Regierung als wichtige Quelle für Fake News, 50 Prozent Politiker aus Deutschland. Rund 34 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass sogar die Bundesregierung für die Verbreitung von Falschinformationen verantwortlich seien.

Mit 55 Prozent ist dabei die Hälfte der Befragten der Auffassung, dass Desinformation sowohl vom rechten und vom linken politischen Spektrum eingesetzt wird. 25 Prozent machen primär Aktivisten des rechen Lagers verantwortlich, rund 10 Prozent die aus dem linken Lager.

Die Bertelsmann-Stiftung zeigte sich alarmiert und forderte Gegenmaßnahmen. Studienkoautorin Cathleen Berger erklärte: „Wir brauchen bessere Vorgaben – die sozialen Netzwerke sollten verpflichtet sein, Faktenchecks und Vertrauensbewertungen einzubinden“. Den Nutzern muss es erleichtert werden, Informationen zu prüfen und wenn möglich, sie auch zu melden. Vor dem Hintergrund von Krisen und zunehmend gesellschaftlichen Spannungen bekommt das Problem der Desinformation zunehmend Aufmerksamkeit. Gerade Russland wird immer vorgeworfen, westliche Demokratien durch Cyberpropaganda und Verbreitung von Falschinformationen destabilisieren zu wollen. Weiter befeuert die Debatte auch durch den technischen Fortschritt, vor allem durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz.

Für die Studie wurden im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung im Oktober in Deutschland etwa 5.000 Menschen befragt, in den USA rund 2.000. Sie trägt den Titel „Verunsicherte Öffentlichkeit“. Die Umfragedaten sind repräsentativ.

Quelle: ZDF