Der Hass in den sozialen Medien hat in den letzten Jahren zugenommen. Zu diesem Schluss kommen viele Studien. Doch welche Auswirkungen Hass im Internet hat, zeigte jetzt eine heute (13.02.) veröffentlichte Studie des „Kompetenznetzwerks gegen Hass im Netz“. Sie zeigte vor allem, dass sich gemäßigtere Stimmen nach und nach verstummten.

Betroffene von Hassattacken würden sich dann aus Diskussionen zurückziehen, viele schalten ihre Profile auf sozialen Medien oder schalten sich einfach nicht mehr entsprechende Debatten ein. Vor allem benachteiligte Gruppen würden im demokratischen Diskurs im Internet verstummen.

Für die repräsentative Studie „Lauter Hass – leiser Rückzug. Wie Hass im Netz den demokratischen Diskurs bedroht“ wurden nach Angaben der Autoren vom „Kompetenznetzwerk gegen Hass im Netz“ mehr als 3.000 Internetnutzer ab 16 Jahren befragt. Fast jede zweite Person gab demnach an, dass sie schon einmal online beleidigt worden sind. Besonders häufig von Hass im Netz betroffen sind Menschen mit sichtbarem Migrationshintergrund, junge Frauen und Menschen mit homo- und bisexueller Orientierung. Jüngere Nutzer seien öfters betroffen als ältere Nutzer, besonders junge Frauen im Alter zwischen 16 und 24 Jahren. Doch die Verfasser weisen darauf hin, dass Jüngere auch deutlich häufig die Plattformen nutzen, wo viel Hatespeech stattfindet, wie auf TikTok und Instagram.

Der häufigste Anlass für Hass im Netz seien die politischen Ansichten oder das Aussehen. Unter den Betroffenen waren etwas mehr als 19 Prozent der Befragten, die sich politisch eher links einordnen, als solche, die sich rechts (16 Prozent) oder mittig (10 Prozent) einordnen. Besonders die Sympathisanten der Politik der Grünen erleben demnach Hass und Hetze im Netz, die sich auf ihre politischen Ansichten bezieht.

Als Folge sehen die Autoren ein Schrumpfen der Meinungsvielfalt im Internet. Mehr als die Hälfte der Befragten hat angegeben, dass sie sich im Internet seltener zu ihrer politischen Meinung bekennen oder sich seltener an Diskussionen beteiligen, um Hass und Hetze gegen sich selbst zu vermeiden.

Die Autoren gehen sogar noch weiter: Mittlerweile sei nicht mehr von einem „schleichenden Angriff auf unsere Demokratie“ zu reden, „vielmehr muss man von einem offenen und unverhohlenen Versuch sprechen, die Grundwerte und Prinzipien unserer Demokratie durch Hass im Netz systematisch zu untergraben“, heißt es da.

Quelle: WDR