Die Europäische Union ist nach einem Bericht des WWF der zweitgrößte Waldzerstörer weltweit. Zuletzt wurden für EU-Importe pro Jahr durchschnittlich Tropenwälder von der vierfachen Größe des Bodensees gerodet. Im Jahr 2017 ging weltweit 16 Prozent der Abholzung von Tropenwald im Zusammenhang mit Handel auf das Konto von EU-Importen, wie es der Bericht der Umweltorganisation für die Jahre 2005 bis 2017 feststellt, der am Mittwoch (14.04.) vorgestellt wurde.

Die EU liegt damit hinter China (24 Prozent) und vor Indien (9 Prozent) und den USA (7 Prozent) weltweit auf dem zweiten Platz dieser „Rangliste“. Innerhalb der EU steht Deutschland ganz oben auf der Liste. Im Schnitt wurden für Importe nach Deutschland pro Jahr 43.700 Hektar Wald gerodet, eine Fläche etwa halb so groß wie Berlin. Nach Einwohnern gerechnet liegt Deutschland allerdings im EU-Durchschnitt. Der meiste Wald pro Einwohner wurde für die Importe in die Niederlande, nach Belgien und Dänemark gerodet.

Die mit Abstand größten Verursacher von Abholzung für EU-Importe waren dem Bericht zufolge Soja, mit rund 31 Prozent der gerodeten Fläche, sowie Palmöl mit rund 24 Prozent. Für deren Anbau oder Produktion mussten vor allem Wälder in Südamerika und in Südostasien weichen. Dahinter folgen Rindfleisch, Holzprodukte, Kakao und Kaffee.

Die Rodungen machen sich dem Bericht zufolge nicht nur in Ökosystem weit weg von Europa bemerkbar, sondern betreffen auch das Weltklima. Durch die importierte Entwaldung habe die EU im Jahr 2017 indirekt 116 Millionen Tonnen CO2-Emissionen verursacht, heißt es. Das entspreche mehr als einem Viertel der EU-Emissionen aus der Landwirtschaft im selben Jahr. solche indirekten Emissionen würden in den Statistiken zu Treibhausgas-Emissionen aber nicht erfasst.

Aber der Bericht zeigt auch, dass die EU die durch Importe versachte Waldzerstörung von 2005 bis 2017 um 40 Prozent reduziert hat, Im Jahr 2005 machte der EU-Anteil weltweit noch 31 Prozent aus, Europa lag bis 2013 auf dem ersten Platz der „Weltrangliste der Waldzerstörer“, wie es in dem Bericht der WWF hieß. In einigen Fällen hätten Selbstverpflichtungen von Unternehmen und Regierungen etwas gebracht, aber erfolgreich seien sie aber nicht gewesen. Das erklärte EU-Ziel, im Jahr 2020 die Entwaldung zu stoppen, wurde nicht erreicht. Der WWF fordert deswegen EU-Gesetze mit verbindlichen Regeln.

Quelle: zdf.de