Der Journalist Claas Relotius hat zugegeben, viele seiner Geschichten, die er in den letzten Jahren für das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ geschrieben hatte, gefälscht zu haben. Das ist das Ergebnis einer internen Recherche, an deren Ende der 33-Jährige sein Fehlverhalten selbst eingeräumt hatte. Er habe inzwischen seinen Vertrag gekündigt und sein Büro geräumt, heißt es in einer langen Geschichte von Ulrich Fichtner, der in Kürze als Spiegel-Chefredakteur tätig sein wird. Der ganze Fall erschien auf der Homepage vom Spiegel.

Der Fall scheint auch ziemlich besonders zu sein, weil Relotius für seine Arbeit mit vielen Preisen ausgezeichnet wurde. Erst Anfang Dezember hatte er den Deutschen Reporterpreis für die beste Reportage bekommen. Er schrieb über einen syrischen Jungen. Der Spiegel räumt nun ein, dass die Quellen trüb seien. „Vieles ist wohl erdacht, erfunden, gelogen, Zitate, Szenen, vermeintliche Menschen aus Fleisch und Blut, Fake“, heißt es.

Fichtner räumt ein, dass dieser Fall „einen Tiefpunkt in der 70-jährigen Geschichte des „Spiegel“ sei. Er bat um Entschuldigung. Das Haus entschuldigt sich auch bei den Lesern des Magazins, bei allen geschätzten Kollegen in der Branche, beiden Preiskomitees und –jurys, den Journalistenschulen, bei der Familie Rudolf Augsteins, bei Geschäftspartnern und Kunden.

Von diesem Schwindel könnten auch andere Medien betroffen sein, vermutet der Spiegel. Man erklärt, dass Claas Relotius auch für „Cicero“, „taz“, „Welt“, und für die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ geschrieben habe. Darüber, ob er nun weitere Konsequenzen fürchten muss, hat sich das Nachrichtenmagazin nicht geäußert.

Dass das ganze überhaupt publik wurde, ist vor allem Juan Moreno zu verdanken. Er hat in Zusammenarbeit mit Relotius an einer Geschichte für den „Spiegel“ gearbeitet und sich über „womöglich faule Stellen“ gewundert und schließlich seinem Kollegen auf eigene Kosten hinterherrecherchiert, wie es heißt.

Quelle: Dwdl.de