Im Niger, in Westafrika, haben Soldaten im Fernsehen die Machtübernahme der Armee angekündigt. Die Institutionen der Republik seien aufgelöst worden. Außerdem wurde der Luftverkehr und die Landesgrenzen geschlossen worden. Es herrscht auch noch eine Ausgangssperre von 22 Uhr bis 5 Uhr, sagte Oberst Amadaou Abdramane am Mittwochabend (26.07.) beim Fernsehsender RTN. Abdramane sprach von einem sogenannten Nationalen Rat für die Rettung des Vaterlandes, der die Macht übernommen haben soll. Offen war zunächst, ob Abdramane und die weiteren Soldaten, die zu sehen waren, wirklich für die ganze Armee sprachen.

Am Mittwochmorgen hatte die Präsidentengarde, eine Eliteeinheit der Armee, den demokratisch gewählten Präsidenten Mohamed Bazoum, in seinem Palast in der Hauptstadt Niamey festgesetzt und den Zugang zum Palast und mehrere Ministerien gesperrt.

Nach Informationen der Europäischen Union liefen am Abend noch Verhandlungen mit den Putschisten. Zudem sollte es nach den Gesprächen mit anderen Staatschefs der Region eine Delegation aus Nigeria im Niger eintreffen. Nach Angaben von EU-Diplomaten haben der EU-Außenbeauftragte Josep Borell und EU-Ratspräsident Charles Michel gestern zweimal mit Mohamed Bazoum gesprochen. Er soll demnach bis zuletzt mit seiner Familie im Präsidentenpalast gewesen sein. Auch UN-Generalsekretär Antonio Guterres hat mit ihm gesprochen, wie ein UN-Sprecher auf Twitter mitteilte.

Ein Umsturz im Niger hätte weitreichende Folgen. Denn das Land mit 26 Millionen Einwohnern gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Der Niger war nach dem Militärputsch in Mali und Burkina Faso das letzte der drei Nachbarländer in der Sahelzone, das von einer demokratischen Regierung geführt wurde und war ein wichtiger Partner für die EU und den USA im Kampf gegen die wachsende Instabilität in der Region. US-Außenminister Anthony Blinken war einer der ersten, die auf den Putsch reagierten. Er sagte vor Reportern: „Wir fordern seine sofortige Freilassung, wir verurteilen jeglichen Versuch, die Macht mit Gewalt zu ergreifen“.

Erst zum Jahresanfang hatte die EU einen neuen Ausbildungseinsatz im Niger gestartet. Die Mission EUMPM ist aktuell noch im Aufbau und laut einem internen Bericht der Bundeswehr sind derzeit erst drei Deutsche Soldaten vor Ort, berichtet der SPIEGEL. Die Mandatsobergrenze liege bei 60. Sie sollen die nigrische Armee beraten. Im Mittelpunkt steht die Stärkung der Fähigkeiten in den Bereichen Führung, Sicherung und Schutz sowie Aufklärung.

Quelle: SPIEGEL