Der Vatikan rudert nach der umstrittenen Äußerung von Papst Franziskus zurück, die Ukraine solle die weiße Fahne hissen und mit Russland verhandeln.
Die erste Bedingung für Verhandlungen um den Krieg in der Ukraine zu beenden sei, dass Russland seine Aggression einstelle, sagte der Papst-Stellvertreter Kardinal Pietro Parolin in einem heute (12.03.) veröffentlichten Interview mit der Zeitung „Corriere della Sera“. Der Kardinal sagte, dass der Vatikan auf einen Waffenstillstand dränge und „zuallererst sollten die Aggressoren den Beschuss einstellen“.
Vorher gab es viel Kritik an der Äußerung des Papstes. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) widersprach der Äußerung des Oberhaupts der katholischen Kirche. Auf einer Pressekonferenz mit dem malaysischen Premierminister Anwar Ibrahim sagte Scholz: „Die Ukraine hat das Recht sich zu verteidigen und die Ukraine kann sich darauf verlassen, dass wir sie dabei unterstützen.“ Scholz sei nicht mit der zitierten Position einverstanden, sagte er weiter.
In der ukrainischen Hauptstadt Kiew wurde als Zeichen des Protests der Vertreter des Heiligen Stuhls ins Außenministerium bestellt. Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte sich vorher auch kritisch über die Worte des Papstes geäußert.
Der Papst sagte in einem Interview zu dem inzwischen seit zwei Jahren andauernden russischen Angriffskrieg in der Ukraine: „Wenn man sieht, dass man besiegt ist, dass es nicht gut läuft, muss man den Mut haben, zu verhandeln.“ Franziskus wurde auch zu Forderungen nach „Mut zur Kapitulation, zur weißen Fahne“ gefragt. Dazu sagte er: „Das ist eine Frage der Sichtweise. Aber ich denke, dass derjenige stärker ist, der die Situation erkennt, der an das Volk denkt, der den Mut der weißen Fahne hat, zu verhandeln.“ Der Sprecher des Vatikans, Matteo Bruni, widersprach später den Darstellungen, dass der Papst die Ukraine zur Kapitulation aufgefordert habe.
Quelle: ZDF