Großer Knall beim RBB nach der fehlerhaften Berichterstattung über den Grünen-Politiker Stefan Gelbhaar. Die Programmdirektorin, Katrin Günther, und der Chefredakteur David Biesinger, treten zurück. Sie ziehen die Konsequenzen im Fall Gelbhaar.

In meinen Augen ist in den vergangenen Wochen zu schnell und zu viel über mögliche Fehler Einzelner gesprochen worden. Tatsächlich hat der rbb in diesem Fall insgesamt programmlich versagt. Dafür sehe ich mich in der Verantwortung und habe deshalb Intendantin Ulrike Demmer mitgeteilt, dass ich mein Amt niederlegen werde. Es darf nicht sein, dass der rbb nach einem solchen Fehler einfach wieder zur Tagesordnung übergeht, auch dieses Zeichen ist mir wichtig. Wir müssen jetzt aber über Strukturen sprechen, nicht über Köpfe“, sagte Günther. Dass die Programmdirektorin zurücktritt, kommt sehr überraschend. Erst im August kam Günther zum RBB und trat damals die Nachfolge von Martina Zöllner an, deren Stellvertreterin sie ja schon war.

Ich habe der Intendantin und dem Direktorium angeboten, die Funktion des Chefredakteurs abzugeben. Ein Neuanfang an der Spitze der Chefredaktion soll dazu beitragen, die publizistische Reputation des rbb wieder herzustellen. Dieses Angebot hat die Intendantin angenommen“, sagte Biesinger, der beim RBB schon vorher keine Rückendeckung von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des RBB mehr hatte, schreibt das Medienmagazin DWDL. Denn er stand nicht das erste Mal in den Schlagzeilen.

RBB-Intendantin Ulrike Demmer betonte in einem Statement: „Die Führung des rbb steht zu ihrer Verantwortung. Ich respektiere die Entscheidungen von Katrin Günther und David Biesinger und danke den beiden für das starke Signal, persönliche Konsequenzen zu ziehen. Es ist mir ein wichtiges Anliegen, meinen Dank und meine Wertschätzung für die davon unbenommen großen bisherigen Leistungen zum Ausdruck zu bringen“.

Katrin Günther bleibt noch Programmdirektorin, bis eine Nachfolge durch die Gremien gefunden wurde. Für den Posten des Chefredakteurs geht es etwas schneller. So wurde die aktuelle Leiterin des RBB24 Inforadio und Digitales, Stephanie Pieper, kommissarisch zur neuen Chefredakteurin ernannt. Wer die Posten dann übernehmen wird, wird der RBB noch im Laufe der Zeit bekanntgeben.

Neben den personellen Konsequenzen hat der RBB auch strukturelle Konsequenzen angekündigt. So sollen die bestehenden investigativen Einheiten der ARD-Anstalt künftig in Recherchen mit großer Tragweite zwingend einbezogen werden. Außerdem will die Chefredaktion eine „aktive Rolle bei der Kontrolle solcher Recherchen wahrnehmen“, was die Frage aufwirft, wie die Chefredaktion ihre Arbeit bislang verstanden hat. Zusätzlich will der RBB verpflichtende Schulungen zur Verdachtsberichterstattung einführen.

Quelle: DWDL, RBB