Nach der Preisverleihung der Berlinale am vergangenen Samstag (24.02.) sind Antisemitismus-Vorwürfe geäußert worden. Hintergrund ist unter anderem der Auftritt es Filmmachers Ben Russell. Er ging bei der Veranstaltung mit einem Palästinensertuch auf die Bühne und äußerte Genozid-Vorwürfe wegen des israelischen Vorgehens im Gazastreifen im Zuge des Kriegs, der dort derzeit stattfindet. Es gab dabei vom Publikum Applaus.
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) äußerte sich kritisch über diese Aktion auf der Plattform X. Er schrieb: „Das was gestern auf der Berlinale vorgefallen ist, war eine untragbare Relativierung.“ Weiter schrieb er: „Berlin hat Antisemitismus keinen Platz, und das gilt auch für die Kunstszene.“ „Ich erwarte von der neuen Leitung der Berlinale, sicherzustellen, dass sich solche Vorfälle nicht wiederholen.“
Die Obfrau der FDP im Bundestags-Kulturausschuss, Anikó Glogowski-Merten, sagte dem Portal „The Pioneer“: „Nach den Ereignissen von Samstag müssen wir hinterfragen, ob das so bleiben kann, wie wir damit in Zukunft umgehen“. Der Grünen-Politiker Konstantin von Notz schrieb auf X von einer „perfiden Täter-Opfer-Umkehr“. CSU-Generalsekretär Martin Huber sprach von einer „Schande“. Dabei kritisierte er auch die Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne), weil sie nicht eingegriffen habe.
Doch es gab auch Vorwürfe gegen den palästinensischen Filmemacher Basel Adra, dessen Film „No other Land“ den Panorama-Publikumspreis in der Kategorie Dokumentarfilme bekam. Er wandte sich demnach gegen deutsche Waffenlieferungen an Israel. Der Terrorangriff der Hamas auf Israel vom 7. Oktober sei jedoch auf der Veranstaltung nicht erwähnt worden. Der Film „No other Land“ befasst sich mit der Vertreibung von Palästinensern aus Dörfern im Westjordanland durch die israelische Armee.
Es hat auf einem Berlinale-Unteraccount auf Instagram einen Beitrag gegeben, der sehr kritisiert wurde. Dort heiß es auf einem Bild mit Bezug auf Gaza „End the German funded State Terror“ (auf Deutsch: „Schluss mit dem von Deutschland finanzierten Staatsterror“). Ein Redakteur von WELT teilte dies auf X. Kurz danach teilte die Festivalleitung mit, dass der Account gehackt wurde. Dort seien Statements zum Nahost-Krieg veröffentlicht worden, die nicht vom Festival stammten und auch nicht die Haltung der Berlinale repräsentieren, erklärte die Festivalleitung. Die Posts sind sofort gelöscht worden.
Quelle: ZDF