Weniger als zwei Wochen vor der Landtagswahl in Bayern sorgen die Freien Wähler wieder für Aufruhr. Der Direktkandidat für den Stimmkreis Mühldorf am Inn, Markus Saller, hat seinen X-Account gelöscht. Grund ist ein umstrittener Post des Politikers unter einem Post von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD).
Lauterbach hatte sich auf einem Foto mit seinem Doktorvater Amartya Sen und dessen Frau Emma Rothschild gezeigt. Saller kommentierte dazu: „Rothschild?“. Vorher hatte er in einem Post einen Screenshot von einem „Great-Reset-Spiel“ geschrieben, einer antisemitisch konnotierte Verschwörungserzählung, wonach eine kleine Elite Superreicher einen „Plan zur Neugestaltung der Welt“ verfolge. „Rothschild“ ist in diesem Zusammenhang eine Chiffre für das antisemitische Stereotyp des „Finanzjudentums“. Mit der Löschung des Accounts von Saller sind auch die Antworten und Beiträge des Politikers nicht verfügbar.
Das Nachrichtenmagazin SPIEGEL hackte nach und befragte Saller. Er habe nicht an den jüdischen Hintergrund der Familie gedacht, sagte er. Er habe gesehen, dass Lauterbachs Doktorvater mit einer Rothschild verheiratet sei und habe wegen der Bekanntheit des Nachnamens ein Fragezeichen daruntergesetzt. Zum Begriff „Great Reset“ sagte er dem SPIEGEL, dass dies eine flapsige Bemerkung gewesen sei, die er im Nachhinein als ungut bezeichnet. Auch da sei ihm nicht bewusst gewesen, dass der Begriff mit antisemitischer Ideologie assoziiert wird.
Saller sagte: „Mit dem heutigen Tag ist mir bewusst geworden, dass man einen Zusammenhang zwischen meinen Posts und Antisemitismus herstellen kann, er war jedoch nie gewollt und ich distanziere mich von jeglicher Form von Antisemitismus„. Er sagte weiter, dass es ein dummer Post war und er entschuldigte sich gleich, sollte er Gefühle von Menschen verletzt haben. Er habe seinen Account bei X gelöscht, weil er mit den Reaktionen auf der Plattform nicht mehr klarkam, sagte er dem SPIEGEL. Da er sich im Wahlkampf befinde und er kein großes Team habe und sich nicht mehr zu helfen wisse, habe er seinen Account deaktiviert.
Es ist nicht das erste Mal, dass die Freien Wähler in Bayern mit Antisemitismus in Berührung gekommen sind. Ende August haben Berichte über den Vorsitzenden der Partei, Hubert Aiwanger, für einen Skandal gesorgt. Er soll als Jugendlicher ein antisemitisches Flugblatt verteilt haben, was er nicht getan hatte. Aiwanger sagte, dass dies eine „Hexenjagt“ auf ihn gewesen sei. Ministerpräsident Söder ließ ihn im Amt.
Quelle: SPIEGEL