Tübingens Oberbürgermeister Boris Plamer verlässt die Grünen. Das hat die Partei in einer Pressemitteilung bestätigt. „Boris Palmer hat am heutigen Montag, 1. Mai 2023, seinen Austritt aus der Partei Bündnis 90/Die Grünen erklärt. Seine Austrittserklärung ist beim baden-württembergischen Landesverband eingegangen, sein Austritt gilt unmittelbar“, heiß es von der Partei heute (01.05.).

Vorher hatte Palmer bekanntgegeben, dass er eine Auszeit nehmen wollte, nachdem was er in Frankfurt am Main geäußert hatte. „Eines ist mir klar: So geht es nicht weiter“, heiß es in einer Erklärung, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. „Die wiederkehrenden Stürme der Empörung kann ich meiner Familie, meinen Freunden und Unterstützern, den Mitarbeitern in der Stadtverwaltung, dem Gemeinderat und der Stadtgesellschaft insgesamt nicht mehr zumuten.

Am vergangenen Freitag (28.04.) hatte Palmer mit einer verbalen Auseinandersetzung mit einer Gruppe vor einer Migrationskonferenz in Frankfurt am Main gesorgt. Vor einem Gebäude der Goethe-Universität hatte er zu einer Art und Weise seiner Verwendung des „N-Wortes“ Stellung bezogen. Als er mit „Nazis raus“-Rufen konfrontiert wurde, sagte Palmer zur Menge: „Das ist nichts anderes als der Judenstern. Und zwar, weil ich ein Wort benutzt habe, an dem ihr alles andere festmacht.“ Weiter sagte er: „Wenn man ein falsches Wort sagt, ist man für euch ein Nazi. Denkt mal drüber nach.“ Mit dem sogenannten N-Wort wird heute eine früher in Deutschland gebräuchliche rassistische Bezeichnung für Schwarze umbeschrieben.

Aus diesem Eklat zog Palmer dann Konsequenzen. In einer Erklärung, die das „Schwäbische Tagblatt“ veröffentlichte, heiß es: „Die jüngsten Ereignisse in Frankfurt haben mir gezeigt, dass die Verbindung zwischen den schlimmsten Eklats der letzten Jahre nicht das Internet ist, sondern die Situation: Wenn ich mich zu Unrecht angegriffen fühle und spontan reagiere, wehre ich mich in einer Weise, die alles nur schlimmer macht.Unverständnis über die Äußerungen von Palmer herrschte nicht nur in Frankfurt, sondern auch in Baden-Württemberg. Anwalt Rezzo Schlauch wandte sich von ihm ab, der Grünen-Stadtverband von Tübingen ging auf Distanz und die Gruppe „Vert Realos“, ein Zusammenschluss sogenannter Realpolitiker bei den Grünen, will man künftig ohne Palmer zusammenarbeiten.

In einer Erklärung im Schwäbischen Tagblatt kündigte Palmer an, während seiner Auszeit sich professionelle Hilfe holen wolle. Er könne nur versuchen, sich „selbst zu ändern.“ Entschuldigen will sich er sich „bei den Menschen, die ich enttäuscht habe, vor allem bei den Wählerinnen und Wählern, die mir ihr Vertrauen für eine ganz andere Aufgabe geschenkt haben.

Palmer ist seit 2007 Oberbürgermeister in Tübingen. Mit seinen pointierten Äußerungen wie zur Flüchtlingspolitik sorgte er immer wieder für Kontroversen und sah sich Rassismusvorwürfen ausgesetzt. Bundesweites Aufsehen und Anerkennung brachte aber auch sein Management während der Corona-Pandemie sowie seine kommunale Umweltpolitik.

Quelle: ZDFheute.de