Die Omikron-Variante des Coronavirus dürfte andere Varianten wie Delta nach Einschätzung eines bekannten Experten in ganz Europa verdrängt werden. Richard Neher, der Leiter der Forschungsgruppe Evolution von Viren und Bakterien am Biozentrum der Universität Basel, sagte in einem veröffentlichten Interview: „Im Moment ist Omikron in Europa noch selten.“ Weiter sagte er: „Aber wenn die Entwicklung so weitergeht, wird Omikron in etwa zwei bis vier Wochen in Europa vorherrschend sein.“
So haben Daten aus Dänemark und Großbritannien nahegelegt, dass sich die Zahl der Omikron-Ansteckungen alle drei bis vier Tage verdoppele. Die Übertragungsrate sei dreimal so hoch wie bei der Delta-Variante. Der Grund dafür sei, dass sich sowohl Geimpfte als auch Ungeimpfte infizieren, sagte Neher. Gegen seine Ansteckung seien Geimpfte gegen die Delta-Variante besser geschützt als bei Omikron. Zumindest seien aber Geimpfte und vor allem Geimpfte mit einer dritten Impfung bei Omikron nach bisherigen Hinweisen wohl weiter vor einem schweren Verlauf durch das Coronavirus geschützt.
Dass es bei der Omikron-Variante vor allem mildere Verläufe gebe, lass sich nicht sagen, so Neher. Von den bisher erfassten Fällen seien vielfach Geimpfte oder Genesene betroffenen gewesen, also Menschen, die schon einen Immunschutz haben. „Dies ist wohl der Hauptgrund für die wenigen schweren Verläufe, nicht die Eigenschaften des Virus selbst.“
Das Land Norwegen geht auch schon davon aus, dass die Omikron-Variante bald die Oberhand gewinnen wird. Das nationale Gesundheitsinstitut FHI geht davon aus, dass sie bald auch in dem ganzen Land dominieren wird. In einem vorläufigen Szenario vom FHI könnte es schon in drei Wochen schätzungsweise zwischen 90.000 und 300.000 Omikron-Neuinfektionen pro Tag geben, wenn Maßnahmen die Epidemie nicht bedeutend abbremsen. Die FHI weist aber darauf hin, dass solche Berechnungen wegen der großen Unsicherheit zu den wichtigsten Eigenschaften der Variante interpretiert werden sollten.
Neher rief wegen des Auftauchens von Omikron dazu auf, die Ungleichheit bei der globalen Verteilung der Corona-Impfstoffe dringend zu reduzieren. Varianten wie Omikron hätten leichtes Spiel bei Menschen, deren Immunsystem angegriffen ist und die nicht ausreichend behandelt werden. So könnten sich in anderen Ländern neue Varianten schneller ausbreiten.
Quelle: n-tv.de