Der Sozialverband Deutschland hat vor den Folgen der Vereinsamung durch die Corona-Pandemie gewarnt. Vizepräsidentin Ursula Engelen-Kefer erklärte bei der Vorstellung des Gutachtens zu diesem Thema, das die Pandemie „grundlegende Systemfehler und langjährige Fehlentwicklungen“ in den Sozialsystemen „wie in einem Brennglas“ offen lege.
Sie verwies unter anderem auf die Kontaktbeschränkungen in Pflegeheimen oder bei chronisch Kranken. Auch Langzeitarbeitslose, alte Menschen, von Armut Betroffene und viele Alleinerziehende seien besonders von sozialer Isolation bedroht, fügte Engelen-Kefer hinzu. Die deutsche Gesellschaft sei in dieser Hinsicht schon vor der Corona-Pandemie tief gespalten gewesen.
Die Experten, die an diesem Gutachten beteiligt waren, warnten zugleich auch vor den Folgen der Corona-Eindämmungsmaßnahmen für junge Menschen. Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene leiden durch Kontaktbeschränkungen besonders darunter, erklärte die Expertin Claudia Neu von den Universitäten Göttingen und Kassel. Allgemein wirke sich außerdem die Schließung von Bildungseinrichtungen (Schulen, Kitas) und anderen wichtigen Bewegungsorten wie Schwimmbäder, Vereinsheime und Sportclubs sehr negativ aus. Die Experten schätzen auch ein, dass das Problem der Einsamkeit besonders auf dem Land sehr gravierend ist. Dort gebe es oft kein ausgebautes barrierefreies Nahverkehrsnetz sowie nur wenige Kultureinrichtungen und soziale Begegnungsorte.
Der Sozialverband forderte daher mehr Geld für Maßnahmen, die soziale Teilhabe besonders einsamkeitsbedrohter Menschen ermöglichen. Die Kommunen müssten beim Aufbau der entsprechenden Infrastruktur unterstützt werden, forderte Engelen-Kefer. In dem Gutachten zitieren die Autoren unter anderem auch aus früheren Erhebungen, sonach sich jeder fünfte Mensch in Deutschland nicht mehr zur Gesellschaft zugehörig fühlt. Einige Befragungen erfolgten für die Analyse nicht. Sie fasst eher den Erkenntnisstand zusammen und ordnet die aktuellen Entwicklungen ein.
Quelle: Tagesschau.de