Morgen ist es 35 Jahre her, als die Berliner Mauer fiel. Im Deutschen Bundestag wurde heute (08.11.) daran erinnert. Bundestagspräsidentin Bärbel Bas hat den Mut der DDR-Bürger gewürdigt, die am 9. November vor 35 Jahren die Berliner Mauer zum Einsturz brachten. „Die Ostdeutschen haben mit der friedlichen Revolution der Demokratie in ganz Deutschland einen großen Dienst erwiesen“, sagte Bas. Weiter sagte sie: „Sie haben damit auch der ganzen Welt ein Vorbild für eine friedliche Revolution gegeben.“

Die Bundestagspräsidentin bezeichnete die Wiedervereinigung als „Glücksfall“ für Deutschland. Doch sie erinnerte auch daran, dass der Fall der Mauer im Westen und Ost ganz unterschiedliche Folgen hatte. Für die meisten Westdeutschen sei der Alltag weitergegangen. „Für viele Ostdeutsche war der Umbruch mit großen Härten verbunden: Sie mussten sich ein neues Leben aufbauen. Das ist eine beeindruckende Leistung, die große Anerkennung verdient. Nicht nur an einem Jahrestag“, sagte Bas.

Die aktuelle politische Krise in Deutschland durch das Ampel-Aus ließ Bas nicht unerwähnt und warnt: „Wir erleben turbulente Tage“. Weiter: „Uns alle beschäftigen die Ereignisse von Mittwochabend“, als die Ampelkoalition zerbrochen war, „und auch die Wahlen in den Vereinigten Staaten und ihre Folgen“. „In diesem Moment besinnen wir uns auf die Wegmarken unserer Geschichte“, führte sie fort. „Und vergewissern uns unserer Werte, wie sie im Grundgesetz verankert sind“.

Doch es wurde nicht nur an den Mauerfall vor 35 Jahren gedacht, sondern auch an den 9. November 1938. An diesem Tag kam es zur Pogromnacht. Damals hatten von den Nazis organisierte Schlägertruppen jüdische Geschäfte und Synagogen zerstört. Jüdinnen und Juden wurden damals drangsaliert, misshandelt und ermordet. Die Bundestagspräsidentin erinnerte in ihrer Rede auch daran. Dieser 9. November stehe für den „moralischen Tiefpunkt der deutschen Geschichte“, und das Land sei sich der Verantwortung bewusst, die daraus wachsen. „Besonders, da sich Judenhass in unserer Gesellschaft in einem erschreckenden Ausmaß zeigt“, sagte sie.

Bas verwies auf die Resolution gegen Antisemitismus, die der Bundestag gestern (07.11.) verabschiedete. Sie sei ein Zeichen der Geschlossenheit und Entschlossenheit, auf das Jüdinnen und Juden in Deutschland gewartet hätten.

Zudem erinnerte Bas auch an den 9. November 1918, als Philipp Scheidemann in Berlin die erste deutsche Republik ausrief. Scheidemann rief damals zum Schutz der noch ganz jungen Republik auf, was die Bundestagspräsidentin anmerkte. „Unsere Republik ist heute nicht mehr neu. Scheidemanns mahnende Worte aber sind noch immer aktuell“, fügte sie hinzu. „Gerade am 9. November, diesem vielschichtigen Tag der Geschichte unseres Landes sind sie ein Appell an uns alle: Tragen wir Sorge für unsere Demokratie.

Quelle: ARD