Der emeritierte Papst Benedikt XVI. hat wie angekündigt und persönlich zum Missbrauchsgutachten im Bistum München Stellung genommen. In einem Brief, die der Vatikan am Dienstag (08.02.) veröffentlicht hat: „Ich habe in der katholischen Kirche große Verantwortung getragen. Umso größer ist mein Schmerz über die Vergehen und Fehler, die in meinen Amtszeiten und an den betreffenden Orten geschehen sind.“
Er wolle seine „tiefe Scham“, seinen „großen Schmerz“ und seine „aufrichtige Bitte um Entschuldigung gegenüber allen Opfern sexuellen Missbrauchs zum Ausdruck bringen“, heißt es in dem Schreiben weiter.
Der frühere Kardinal Joseph Ratzinger steht seit Wochen heftig in der Kritik, weil ihm ein Gutachten zu Missbrauchsfällen im Erzbistum München und Freising Fehlverhalten in vier Fällen vorwirft. Die Gutachter der Anwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) gehen davon aus, dass Ratzinger in seiner Zeit als Münchener Erzbischof Priester, die Kinder missbraucht hatten, wieder in der Seelsorge einsetzte.
Die Vorwürfe wurden in einem am heutigen Dienstag veröffentlichten „Faktencheck“ von Ratzingers Anwälten und Beratern kategorisch abgestritten. Darin heißt es: „Das Gutachten enthält keinen Beweis für einen Vorwurf des Fehlverhaltens oder der Mithilfe bei einer Vertuschung.“ Benedikt äußerte sich auch selbst zu diesen Vorwürfen, er habe über seine Teilnahme an einer Sitzung gelogen, in der es um die Versetzung eines Priesters aus Nordrhein-Westfalen nach Bayern ging. Dieser soll später in zwei oberbayrischen Gemeinden wieder mehrere Kinder missbraucht haben.
Laut dem am 20. Januar 2022 vorgestellten Gutachten wurden mindestens 497 Kinder und Jugendliche zwischen 1945 und 2019 in dem katholischen Bistum von Priestern, Diakonen oder anderen Mitarbeitern der Kirche sexuell missbraucht. Mindestens 235 mutmaßliche Täter gab es demnach, darunter 173 Priester und 9 Diakone. Doch dies sei nur das „Hellfeld“ – es sei von einer der viel größeren Dunkelziffer auszugehen.
Quelle: zdf.de