Heute, am 9. November, gibt es am heutigen Jahrestag der Ausrufung der Republik 1918, der Pogromnacht 1938 und des Mauerfalls 1989 bundesweit zahlreiche Veranstaltungen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier lädt ins Schloss Bellevue, um an die historischen Ereignisse zu erinnern. Das deutsche Staatsoberhaupt will eine Rede halten, in der es laut einer Ankündigung um den Schutz der wehrhaften Demokratie gehen dürfte.

Zum 9. November hatte das Bundespräsidialamt erklärt: „Er spiegelt sowohl die Aufbrüche zu Demokratie und Freiheit wie den Schrecken von Gewaltherrschaft und Antisemitismus wider. Das Wissen um beides, um Licht und Schatten, um Momente von Mut und Menschlichkeit ebenso wie um Abgründe von Diktatur und Zerstörung der Menschenwürde, birgt wichtige Lehren für die Gegenwart.“ Bei der Veranstaltung sollen die Schauspieler Jens Harzer und Marina Galic Texte aus den jeweiligen Epochen deutscher Geschichte lesen.

Vor dem jüdischen Gemeindehaus in Berlin wurden am Vormittag die Namen von 55.696 Juden vorgelesen, die während des Holocaust in Berlin ermordet wurden. Das Internationale Auschwitz-Komitee forderte Solidarität mit den Überlebenden der Shoa. Für diese ist der 9. November ein Tag des Gedenkens und ein Tag der Demokratie, erklärte Christoph Heubner, Exekutiv-Vizepräsident des Auschwitz-Komitee. Er sagte: „Deshalb hoffen sie darauf, dass die große Mehrzahl der Bürgerinnen und Bürger in Deutschland mit den Überlebenden und ihren Erinnerungen solidarisch ist und die Demokratie gegen die Attacken und Parolen rechtsextremer Populisten und Parteien stärkt und beschützt.

Die Auschwitz-Überlebende und Komitee-Präsidentin Eva Umlauf sagte: „An diesem Tag des Gedenkens rücken mir die Flammen, die in der Nacht des 9. November 1938 in Deutschland jüdische Geschäfte und jüdische Menschen bedrohten, ganz nah.“ Mit Blick auf den Mauerfall am 9. November vor 36 Jahren betonte Umlauf, sie sei froh, heute in einem nicht mehr geteilten Europa und auch in einem wiedervereinigten, demokratischen Deutschland leben zu dürfen. Aber wenn sie in diesen Tagen immer spürender werde, dass sich Menschen erneut für Ideologien des Hasses und des Antisemitismus begeistern lassen, dann werde ihr „ganz kalt„, sagte sie.

Wolfram Weimer, der Kulturstaatsminister, würdigte zum Mauerfall-Gedenken den Mut der Menschen in der damaligen DDR. „Der Fall der Mauer am 9. November 1989 war kein Geschenk des Schicksals. Er war die Ernte eines langen, mühsamen Kampfes mutiger, tapferer, hoffnungsvoller Menschen für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte„, erklärte er. Die friedliche Revolution von 1989 sei ein beispielloses Ereignis der Weltgeschichte, „eine Revolution ohne Gewalt, getragen von Gebeten, Kerzen und Zivilcourage„.

Anlässlich der Eröffnung der neuen Dauerausstellung heute im Deutsch-Deutschen Museum Mödlareuth, betonte der Kulturstaatssekretär: „In Zeiten, in denen neue Mauern hochgezogen werden – nicht unbedingt aus Beton, vor allem aber in Köpfen und Herzen –, in denen Spaltung wieder zum politischen Programm erhoben wird, ist Mödlareuth ein Mahnmal.“ Das Deutsch-Deutsche Museum Mödlareuth erinnert an die Geschichte der deutschen Teilung und ihre Folgen bis in die Gegenwart. Das Dorf Mödlareuth, das auch als „Little Berlin“ bezeichnet wird, lag genau auf der Grenze zwischen der BRD und der DDR.

Quelle: ARD