Der frühere Zentralbankchef Mark Carney übernimmt die Führung der Liberalen Partei Kanadas und wird damit auch neuer Premierminister. Er tritt die Nachfolge von Justin Trudeau an, der im Januar seinen Rückzug angekündigt hatte.
Carney setzte sich in der Mitgliederabstimmung mit 85,9 Prozent der Stimmen klar gegen seine Konkurrentin, die ehemalige Vize-Premierministerin Chrystia Freeland, durch. Sie erhielt nur acht Prozent der Stimmen. Rund 152.000 der etwa 400.000 Parteimitglieder nahmen an der Wahl teil.
In den kommenden Wochen könnte es zu Neuwahlen kommen, da Kanada durch die aggressive Zollpolitik des US-Präsidenten Donald Trump unter wirtschaftlichen Druck geraten ist. Carney betonte in einer Rede vor seiner Wahl: „Wir haben dieses Land zum Besten der Welt gemacht, und nun wollen unsere Nachbarn uns übernehmen. Auf keinen Fall!“ Auch andere Kandidaten hatten sich im Wahlkampf klar gegen die USA positioniert. Trudeau machte deutlich: „Wir sind ein diplomatisches Land, wenn wir können, aber wenn wir müssen, kämpfen wir – Ellenbogen nach oben!“
Carney gilt als wirtschaftsnaher Politiker mit einer zentristischen Agenda und will Trudeaus Kurs im Handelskonflikt mit den USA fortsetzen. Laut einer Umfrage des Senders CTV halten 40 Prozent der Kanadier ihn für den besten Verhandlungsführer gegenüber Trump – mehr Zustimmung als sein konservativer Rivale Pierre Poilievre.
Jetzt muss Trudeau ein Datum festlegen, an dem er die Amtsgeschäfte an Carney übergibt. Gleichzeitig könnten Neuwahlen angesetzt werden, die den Liberalen neue Chancen in den Umfragen bieten – nicht zuletzt durch den anhaltenden Konflikt mit den USA.
Quelle: n-tv