Egal ob Hass im Netz, Sexualdelikte oder häusliche Gewalt: Straftaten gegen Frauen nehmen in allen Bereichen zu. Das zeigt zum ersten Mal die erstellte „Bundeslagebild geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichtete Straftaten“, die vorgestellt wurde. Darin heißt es: „In jeder Fallgruppe ist im Vergleich zum Vorjahr die Anzahl der weiblichen Opfer gestiegen“.
Für das vom Bundeskriminalamt (BKA) zusammengestellte Lagebild wurden Daten zu Delikten gesammelt, „die überwiegend zum Nachteil von Frauen begangen werden oder in ihrer Ausprägung primär Frauen betreffen“. Dazu gehören demnach Sexualstraftaten, häusliche Gewalt, Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung, digitale Gewalt und Femizide. Zum anderen sind Fälle politisch motivierter Kriminalität eingeflossen, bei denen frauenfeindliche Vorurteile als Tatmotiv identifiziert wurden.
Bei Sexualstraftaten gab es demnach im letzten Jahr gut 52.300 weibliche Opfer, 6,2 Prozent mehr als im Jahr 2022. Bei der häuslichen Gewalt gab es einen Anstieg um 5,6 Prozent auf rund 180.700 weibliche Betroffene. Im vergangenen Jahr wurden 591 Frauen von Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung, ein Plus von 11,5 Prozent. Einen enormen Anstieg um 25 Prozent auf knapp 17.200 weibliche Opfer gab es im Bereich der digitalen Gewalt. Es wurden zudem 360 Frauen getötet, weil sie Frauen waren, so etwas aus Frauenhass, wegen einer Trennung oder im Kontext eines patriarchalischen Gesellschaftsbilds des Täters. Diese Taten werden als Femizide bezeichnet. In weiteren 578 Fällen kam es zu einem versuchten Tötungsdelikt.
Das Lagebild zeige, dass Gewalt gegen Frauen „weiterhin ansteigt“, heißt es in der Veröffentlichung des Berichts. Eine Erklärung „liegt in einer Ideologie der Ablehnung von Gleichberechtigung und Gleichwertigkeit der Geschlechter“. Der gesellschaftliche Wandel bezüglich Gleichberechtigung werde von Menschen, „die rigide an traditionellen Normen festhalten, als bedrohlich“ empfunden.
Weiter heißt es, „durch die verstärkte Verbreitung von Hassbotschaften, Desinformation sowie extremistischer Ideologie und Propaganda über das Internet“ werde auf „die Wahrnehmung sozialer Normen“ eingewirkt. „Die Fehlwahrnehmung, dass die Ablehnung von Gleichberechtigung und Gleichwertigkeit der Geschlechter von der Mehrheit der Gesellschaft geteilt wird, kann die Bereitschaft zu Gewalt gegen Frauen erhöhen“.
In der Mitteilung verwies BKA-Vizepräsident Michael Kretschmer darauf hin, dass die Zahlen zeigen, dass Hass und Gewalt gegen Frauen ein zunehmend gesellschaftliches Problem sind. Er geht zudem davon aus, dass die tatsächlichen Zahlen wohl noch höher sind als bisher bekannt. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) forderte mehr Härte gegen die Täter und mehr Aufmerksamkeit und Hilfe für die Opfer. Sie sagte: „Neben harten Strafen brauchen wir verpflichtende Anti-Gewalt-Trainings und elektronische Fußfesseln, damit die Täter ihr Verhalten tatsächlich ändern und sich betroffenen Frauen nicht mehr unbemerkt nähern können.“
Quelle: n-tv