Seit dem Angriff der radikal-islamistischen Terrororganisation Hamas auf Israel im Oktober 2023 führt Israel Krieg im Gazastreifen gegen die Hamas. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu rechtfertigt diesen Krieg, um die verschleppten Geiseln zu befreien und um die Hamas zu besiegen. Ein Sprecher der israelischen Armee zweifelt jedoch daran, dass es einen militärischen Sieg gegen die Hamas geben wird.
Armeesprecher Daniel Hagari sagte am Mittwochabend gegenüber dem TV-Sender Channel 13: „Die Hamas ist eine Idee, sie ist eine Partei. Sie ist in den Herzen der Menschen verwurzelt. Wer glaubt, wir könnten die Hamas ausschalten, irrt sich.“ Es müsse eine Alternative für die Hamas auf politischer Ebene gefunden werden, um sie im Gazastreifen zu ersetzen, forderte Hagari. Er mahnte, dass sonst die Hamas weiter bestehen werde. Über die Zerstörung der Hamas zu sprechen, führe die Öffentlichkeit in die Irre.
Mit diesen Aussagen weckte er auch Zweifel an einem der erklärten Kriegsziele der Regierung: die Herrschaft der Hamas im Gazastreifen zu beenden und ihre militärischen Fähigkeiten zu zerstören. Die Armee sei „dem natürlich verpflichtet“, heißt es in einer Mitteilung des Büros von Netanjahu nach den Äußerungen von Hagari.
Bislang hat der Rechtspopulist Netanjahu keinen Plan für die Verwaltung und für den Wiederaufbau des Gazastreifens nach einem Ende des Gaza-Kriegs vorgelegt, wohl auch um seine rechtsreligiösen Koalitionspartner nicht vor den Kopf zu stoßen. Die verfolgen Ziele wie einen höchst umstrittenen Siedlungsbau im Gazastreifen. Das politische Überleben von Netanjahu hängt aber auch von diesen rechtsreligiösen Partnern ab. Zuletzt gab es Kritik aus der Armee über eine fehlende politische Strategie für die Zeit nach dem Krieg. In der vergangenen Woche hatte der ehemalige Verteidigungsminister und Oppositionspolitiker Benny Gantz das Kriegskabinett verlassen, weil die Regierung Netanjahu keinen Plan für eine Nachkriegsordnung für Gaza erarbeitet habe.
Seit Wochen laufen schon indirekte Verhandlungen zu einer Waffenruhe im Gazastreifen zwischen Israel und der Hamas, damit auch die restlichen Geiseln freigelassen werden können.
Quelle: SPIEGEL