Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) will das Oktoberfest ohne Atemschutzmaske besuchen. In einem Interview mit der „Bild“ sagte er: „Ich komme ohne Maske.“ Jeder sollte „eigenverantwortlich entscheiden, ob und wie er die Wiesn besucht„. Die Corona-Lage sei „derzeit stabil“, es gebe „keine wachsende Belastung in den Krankenhäusern“, sagte der CSU-Chef.
Die Mediziner sehen das anders. Die Wiesn wird, so die Meinung von Experten, die Infektionszahlen hochtreiben. Ansteckungen mit dem Coronavirus sind bei Millionen Gästen aus teils fernen Ländern programmiert. Johannes Bogner, Leiter der Sektion Klinische Infektiologie am LMU-Klinikum der Uni München, ist sich sicher: „Natürlich wird es dazu führen, dass eine Erhöhung der Fallzahlen auftreten wird.“ Weiter sagte er: „Es ist sehr gut dokumentiert, dass nach lokalen Ereignissen eine messbare Zunahme an Erkrankungsfällen zu Buche schlägt. Das wird auch für das Oktoberfest zu erwarten sein.„
Es seien deshalb Engpässe in den Münchener Kliniken möglich. Eventuell müssten nicht lebensnotwendige Eingriffe verschoben werden. Im schlimmsten Fall müssten Notfall-Patienten in andere Kliniken verlegt werden. Aber Bogner beruhigt: „Die politisch Verantwortlichen haben sich gut überlegt, dass die Wiesn stattfindet.“
Trotz einer absehbaren Wiesen-Welle sehen Mediziner keinen Grund, das größte Volksfest der Welt abzusagen. „Wenn man sich für die Wiesn entscheidet, muss man ein gewisses Infektionsrisiko in Kauf nehmen„, sagte Ulrike Protzer, Leiterin der Virologie an der TU und am Helmholtz-Zentrum München, kürzlich der „Süddeutschen Zeitung„.