Der letzte sowjetische Präsident Michail Gorbatschow ist am Dienstagabend (30.08.) im Alter von 91 Jahren gestorben. Das melden die beiden Nachrichtenagenturen Interfax und Tass.
In den 1980er Jahren hatte die Sowjetunion unter der Führung von Gorbatschow mit den USA wegweisende Verträge zur atomaren Abrüstung und Rüstungskontrolle geschlossen. In seiner Heimat hatte er als Generalsekretär der Kommunistischen Partei mit seiner Politik von Glasnost (Offenheit) und Perestroika (Umgestaltung) einen beispiellosen Reformprozess eingeleitet. Das brachte die Menschen in dem totalitären System bis dahin nie da gewesene Freiheiten.
Für seine mutigen Reformen bekam Gorbatschow im Jahr 1990 den Friedensnobelpreis. Der politische Prozess führte in allen Republiken des Sowjetstaates zu massiven Umbrüchen und damit auch zum Ende des riesen Reiches.
Ein großer Teil der russischen Bevölkerung sah in Gorbatschow stets einen Totengräber der Sowjetunion und auch als einen Politiker ohne Machtinstinkt. Im Jahr 1991 trat er als Präsident des Landes damals zurück, bevor sich der Staat selbst auflöste. Bis zu seinem Tod hatte er sich um seine eigene politische Stiftung in Moskau verdient gemacht. Die Organisation setzt sich für demokratische Werte und eine Annäherung Russlands mit dem West ein.
Gorbatschow beklagte in seinen Büchern, die er nach seinem Karriereende als Politiker schrieb, dass neue Feindbilder gegen Russland gezeichnet würden. Zu den Feiern zum 30. Jahrestag des Berliner Mauerfalls im Herbst 2019 war er aus gesundheitlichen Gründen nicht nach Berlin gereist. Er musste in den letzten Jahren immer wieder im Krankenhaus behandelt werden.
In den vergangenen Jahren hatte Gorbatschow den amtierenden russischen Präsidenten Wladimir Putin immer wieder aufgefordert, die Freiheit der Medien und Wahlen nicht weiter einzuschränken, was aber seit dem Krieg gegen die Ukraine mehr und mehr passiert.
Quelle: SPIEGEL.de, YouTube.com