Der größte Sender der Philippinen, ABS-CBN, wurde in der Nacht zum Mittwoch abgeschaltet. Der TV-Sender hatte jeden zweiten Haushalt in dem Land mit 117 Millionen Einwohnern erreicht. Das Netzwerk war immer regierungskritisch aufgetreten, hatte akribisch die Tausenden von Toten in den Krieg von Präsident Rodrigo Duterte gegen die Drogen gezählt.
Duterte hatte schon öfters gedroht, den Sender die Lizenz nicht erneuern zu lassen. Die Besitzerfamilie sollte den Sender lieber verkaufen, heiß es von ihm. Während die Kampagne von Duterte zur Präsidentenwahl 2016 begann, hatte ABS-CBN angefangen seinen Zorn auf sich gezogen, weil man die Wahlwerbespots nicht gezeigt hatte.
Vermutet wird, dass das Parlament mit Absicht die Verlängerung der Lizenz, die am 4. Mai ausgelaufen ist, nicht verlängern sollte. Danach hatte die staatliche Telekommunikations-Kommission angeordnet den Sendebetrieb einzustellen. Auch der Generalstaatsanwaltschaft hatte die Behörde am Wochenende gedroht die Lizenz zu verlängern. Jetzt hatte er die Behörde verteidigt, weil sie den Sender eingestellt hatten.
Beobachter und Menschenrechtsgruppen sehen hier ein abgekartetes Spiel. Es ist nicht das erste Mal, dass ABS-CBN den Sendebetrieb einstellen musste Der damalige Präsident Ferdinand Marco hatte im September 1972 das Kriegsrecht verhängt und regierte das Land als Diktator bis 1986. Damals stellte der Sender dann auch seinen Sendebetrieb ein.