Nach der Nationalratswahl in Österreich will ÖVP-Kandidat Sebastian Kurz mit allen Parteien reden, die im neuen Nationalrat vertreten sein werden. Das sagte der 33-Jährige im ZDF. Kurz wird wohl von Bundespräsident Alexander van der Bellen den Auftrag bekommen, eine Regierung zu bilden. Die ÖVP bekam bei der Wahl am Sonntag die meisten Stimmen (37,1%).
Kurz warb auch für einen respektvollen Umgang der Parteien miteinander. Der Wahlkampf habe einen „Tiefpunkt der Debattenkultur“ gebracht, sagte er mit dem Blick auf einen teils aggressiven Ton, den es beim Wahlkampf halt gab.
Großer Sieger der Wahl sind die Grünen, die auf 14 Prozent gekommen sind. Sie haben damit die Klatsche, von vor zwei Jahren bei der letzten Wahl bekamen, wettgemacht. Doch wird es eine Koalition zwischen ÖVP und Grünen geben? Grünen-Chef Werner Kogler hielt sich noch bedeckt. Die Grünen sein gesprächsbereit, aber wirkliche Koalitionsverhandlungen ergäben nur Sinn, wenn sich die ÖVP bei den Themen Korruptionsbekämpfung, Kinderarmut und Klimaschutz bewege. Es werde keine Koalition um jeden Preis kämpfen, sagte Kogler.
Die größten Verlierer waren die Rechtspopulisten der FPÖ. Sie verlor fast zehn Prozent der Stimmen ein und kam auf 16,1 Prozent. Nach der Wählerströmung des ORF und des Instituts SORA haben die Freiheitlichen rund 260.000 Wähler an die ÖVP verloren, 235.000 sind gar nicht mal mehr zur Wahl gegangen. Auch die SPÖ musste Verluste hinnehmen, obwohl sie von den Skandalen der Freiheitlichen nicht profitieren konnte. Die Sozialdemokraten bekamen 21,7 Prozent. Die liberalen NEOS bekamen 7,8 Prozent der Stimmen (+2,5%).
Das vorläufige Endergebnis mit der Briefwahlprognose (Quelle: ORF/SORA)
Die Sitzverteilung im neuen Nationalrat