Durch die Relotius-Affäre beim Spiegel wurde die Medienbranche auf Trab gehalten. Claas Relotius hatte beim Nachrichtenmagazin aus Hamburg mehrere Artikel manipuliert. Nun hat RTL auch so einen Fall bekommen.

Wie nun der TV-Sender öffentlich mitteilte, hat ein Reporter des Senders mehrere Beiträge manipuliert – und dass sogar mehrere Jahre hinweg. Genauer gesagt geht es um einen 39-jährigen Mitarbeiter von RTL Nord. Man habe sich schon von ihm getrennt, teilte RTL mit.

Einen ersten Hinweis erhielt die Geschäftsführung von RTL Nord schon Mitte Mai. Eine Mitarbeiterin zeigte an, dass ein Beitrag des Reporters über Codein-Missbrauch nicht mit den Fakten aus dem ebenfalls von ihm gedrehten Rohmaterial übereinstimme. Dieser Bericht lief bei Punkt 12, dem Mittagsmagazin von RTL, aber auch im Nachtjournal. Nach dem dann RTL das Rohmaterial geprüft hatte stellte sich dann heraus, dass die gezeigte Person nicht die war, die der Reporter nannte. Das konnte auch der Kameramann bestätigen. Misstrauisch wurde die Kollegin des überführten Reporters offenbar dadurch, weil die gefilmte Frau Aussagen tätigte, die den Schluss nahelegten, dass sie noch nie Codein genommen habe.

Danach wurden weitere Beiträge des Reporters geprüft und es stellte sich heraus, dass noch sechs weitere Beiträge manipuliert wurden. So wurden diese Beiträge zwischen 2015 und 2018 in den RTL-Sendungen Punkt 12 und Guten Morgen Deutschland gezeigt.

In einem Gespräch mit dem RTL-Chefredakteur Michael Wulff und RTL-Nord-Chef Michael Pohl soll der Reporter nach Angaben des Senders versucht haben, die Vorwürfe zu relativieren. Nun hat man angekündigt, dass man alle Beiträge des Reporters der letzten zwölf Monate überprüfen wolle. Die Beiträge des Reporters wurden auch gesperrt.