Weil der Rubel immer mehr an Wert verliert, überlegt die Zentralbank in Moskau eine weitere Zinserhöhung. Da die Inflation möglicherweise die Zielmarke übersteige, werde man alles tun, um die Preise wieder zu stabilisieren, sagte der Zentralbankberater Kirill Tremassow. Mit jetzt 21 Prozent ist der Zinssatz auf dem nächsten Stand seit 2003. Der Rubel testet an der Börse derweil ein Tief nach dem anderen.
Am Mittwoch (27.11.) hatte sich der Dollar der Marke von 115 Rubel angenähert, der Euro kostete schon mehr als 120 Rubel an der Börse Forex. Damit hat die russische Währung seit Anfang August ein Viertel seines Wertes verloren. Gestern (28.11.) stieg der Kurs wegen Devisenkäufen der Zentralbank nur leicht. Die Sanktionen aus dem Westen, aber auch die zunehmende politische Unsicherheit, verstärkt durch den von Kremlmachthaber Wladimir Putin befohlenen Start der Mittelstreckenrakete Oreschnik drücken auf den Rubel.
Der Topmanager der russischen VTB-Bank, Dmitri Pjanow, macht die neuen Sanktionen der USA gegen die Gasprombank für den Kurversfall verantwortlich. Die Sanktionen hätten Panikkäufe auf dem Devisenmarkt ausgelöst.
Der starke Rückgang der letzten Tage kam für die Ökonomen überraschend. Bei einer Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters hatten sie erwartet, dass der Rubel die Marke von 100 Dollar verteidigen würde. Damit dürfte die Kursschwäche die Inflation in Russland weiter befeuern. Nach Informationen der Wirtschaftszeitung „Kommersant“ haben die Produzenten elektronischer Haushaltsgeräte schon über eine zehnprozentige Preissteigerung informiert.
Offiziell prognostiziert die russische Zentralbank weiter eine Inflation von maximal 8,5 Prozent für dieses Jahr. Viele Verbraucher klagen im Land aber auch über deutlich höhere Preissteigerungen bei Lebensmitteln und Waren des täglichen Bedarfs. Eine Zinssteigerung soll jetzt die Inflation drosseln. Pjanow rechnet mit einem Anstieg des Leitzinses auf 23 Prozent. Für die Unternehmen in Russland werden die hohen Zinsen vor allem ein Problem. Die Rüstungswirtschaft hingegen könnte weiter zulegen.
Quelle: ZDF, Reuters
