In der sudanesischen Hauptstadt Khartum sind die Spannungen zwischen der Armee und paramilitärischen Gruppen eskaliert. Am Samstagmorgen (15.04.) gab es in mehreren Stadtteilen anhaltende Schüsse und Explosionen, auch im Norden, wo sich der Flughafen und der Präsidentenpalast befinden, und im Süden der Stadt, wo sich das Hauptquartier der paramilitärischen Gruppe Rapid Support Forces (RSF), die eigentlich ins staatliche Militär integriert werde soll.
Die RSF erklärte, dass sie die Kontrolle über den Präsidentenpalast, die Residenz von General Abdel Fattah al-Burhan und den internationalen Flughafen der Hauptstadt Khartum übernommen. Diese Angaben konnten bisher nicht bestätigt werden. Vorher teilte die Gruppe mit, dass die Armee einen der RSF-Stützpunkte umzingelt hat und mit schweren Waffen das Feuer eröffnen haben. Ein Journalist der Nachrichtenagentur Reuters berichtete, in Khartum führen Geschützwagen und gepanzerte Fahrzeuge auf.
Erst am vergangenen Donnerstag (13.04.) hatte die sudanesische Armee vor einer Mobilisierung der RSF gewarnt. Beobachter gingen von einer Drohgebärde des mächtigen RSF-Anführers Mohammed Hamdan Daglo gegen den Machthaber al-Burhan aus.
Seit dem Sturz von Machthaber Omar al-Baschir nach Massenprotesten im April 2019 hält das Militär unter der Führung al-Burhans die Macht im Land. Die Eingliederung der berüchtigten RSF in die Armee ist eine der wichtigsten Bedingungen für die Bildung einer Zivilregierung. Die Armee und die RSF führten zwar im Herbst 2021 gemeinsam einen militärischen Coup an, in den vergangenen Monaten sind aber die Spannungen zwischen beiden Seiten schärfer geworden.
Dieser Streit verzögert auch den von al-Burhan versprochenen Übergang zu einer zivilen Regierung. Zuletzt hatte sich Daglo überraschend für einen schnellen Übergang zu einer zivilen Regierung ausgesprochen und damit in Opposition zu al-Burhan gestellt.
Quelle: Tagesschau.de