Fünf Journalisten des Nachrichtensenders Al-Jazeera sind bei einem israelischen Angriff im Gazastreifen getötet worden. Unter Berufung auf den Leiter des Al-Schifa-Krankenhauses in Gaza-Stadt berichtete der arabischsprachige Sender aus Katar: „Der Journalist Anas al-Scharif wurde zusammen mit vier Kollegen bei einem mutmaßlich gezielten israelischen Angriff getötet.„
Der Angriff habe ein Zelt für Journalisten vor dem Haupttor des Krankenhauses getroffen. Der 28-jährige al Scharif war ein „bekannter arabischer Korrespondent von Al-Jazeera und berichtete ausführlich aus dem Norden des Gazastreifens„, so der Sender weiter. Neben al-Scharif seien auch der Korrespondent des Senders Mohammed Kreikeh und die Kameraleute Ibrahim Saher, Moamen Aliwa und Mohammed Nufal bei dem Angriff getötet worden.
Die israelische Armee (IDF) bestätigte den Angriff. Sie gaben an, dass die Journalisten angeblich Terroristen waren. So sei al-Scharif „ein Anführer einer Terrorzelle der Terrororganisation Hamas und verantwortlich für Raketenangriffe auf israelische Zivilisten und IDF-Truppen“ gewesen, behauptet die Armee. Dazu erklärte Al-Jazeera, dass dem israelischen Militär keine unabhängigen internationalen Stellen verifizierte Unterlagen vorlägen, die diese Behauptung belegen würden. Der Nachrichtensender nannte den Angriff einen „verzweifelten Versuch, Stimmen zum Schweigen zu bringen„. Al-Scharif sei einer der „mutigsten Journalisten“ in Gaza gewesen.
Die israelische Armee verwies hingegen auf nachrichtendienstliche Informationen und im Gazastreifen gefundene Dokumente, die die militärische Zugehörigkeit von Anas al-Scharif zur Hamas belegen sollen. Er sei für die Durchführung von Raketenangriffen auf israelische Zivilisten und Soldaten verantwortlich gewesen, teilte die israelische Armee mit. Gestern (10.08.) hatte al-Scharif auf der Plattform X, ehemals Twitter, von „intensiver, konzentrierter israelischer Bombardierung der Stadt Gaza“ berichtet. Einer seiner letzten Beiträge enthielt ein Video, das die israelischen Angriffe auf die Stadt zeige.
Das Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) äußerte sich „entsetzt“ über den Tod der fünf Journalisten. Die Regionalleiterin Sara Kudah sagte: „Die Praxis Israels, Journalisten ohne glaubwürdige Beweise als Kämpfer zu bezeichnen, wirft ernsthafte Fragen auf.“ Sie fügte hinzu: „Journalisten sind Zivilisten und dürfen niemals zur Zielscheibe werden.“
Weil der Gazastreifen abgeriegelt ist, sind viele Medien auf der ganzen Welt auf Text-, Foto- und Videoberichte von palästinensischen Reportern angewiesen. Nach Angaben der Organisation Reporter ohne Grenzen wurden seit Beginn des Gaza-Kriegs mehr als 200 Journalisten im Gazastreifen getötet.
Quelle: ZDF, dpa, AFP



