Das Ende einer Ära im Internet. Am 30. September wird AOL die Möglichkeit abschalten, sich mit einem Modem ins Internet einzuwählen. Das Unternehmen bewertete regelmäßig seine Produkte und Dienstleistungen, heißt es in einer Mitteilung. Nun habe man beschlossen, den Dial-up-Dienst, den man 1991 startete, zu beenden.
In den 1990er Jahren, in den Anfangsjahren des Internets, wählte man sich über sogenannte Modems über die Telefonleitung in die Systeme von Anbietern wie AOL oder Compuserve ein, und das wortwörtlich. Die Geräte haben eine Nummer des jeweiligen Dienstes gewählt und handelten über eine Reihe von Testtönen die Modalitäten für die Datenübertragung aus. Weil diese Geräusche über einen Lautsprecher im Modem wiedergegeben wurden. Deswegen hatte das Internet damals seinen eigenen Sound gehabt.
Statt direkt ins Internet gelangte man bei AOL allerdings auf ein Portal des Anbieters. Meist gab es dort Nachrichten, Chats und Software-Downloads. Auch Werbung gab es da schon. Um ins freie Internet zu kommen, für die meisten war dies das World Wide Web, musste man eine weitere Software starten. Bis in die 2000er machte AOL mit diesem Angebot sehr gute Umsätze und konnte es sich leisten, mit seinem Marketing zu einer wichtigen Einnahmequelle vieler Zeitschriften zu werden.
Mit dem Aufkommen von Breitbandverbindungen, wie über DSL, nahm die Nachfrage nach Einwahldienstleistern wie AOL Anfang der 2000er drastisch ab. Der Konzern versuchte, sich umzubauen, wurde zum Spekulationsobjekt, das mehrmals die Ausrichtung und den Besitzer wechselte.
Dennoch gab es Menschen, vor allem in den USA, die sich über das Modem einwählten. Im Jahr 2015 meldete AOL, dass in den USA alleine zwei Millionen Menschen sich noch mit Modem einwählten. Unklar blieb, wer diese Leute waren. Auch 2021 waren es noch 1,5 Millionen Menschen in den USA.
Quelle: SPIEGEL



