Die Zahl von antisemitischen Vorfällen in Deutschland ist im letzten Jahr wieder massiv angestiegen. Der Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (Rias) dokumentierte 8.627 derartige Fälle. Das waren rund 77 Prozent mehr als im Jahr 2023. Aus dem Bericht heißt es: „Für Jüdinnen und Juden bleibt der Antisemitismus in Deutschland ein alltags-prägendes Phänomen.“

Seit dem Terroranschlag der Hamas im Oktober 2023 verzeichnet die Recherchestelle einen ungebremsten Anstieg antisemitischer Vorfälle in Deutschland, heißt es in dem Bericht, der heute (04.06.) vorgestellt wurde. „Mit dem 7. Oktober 2023 begann für viele Jüdinnen und Juden eine neue Zeitrechnung“. Inzwischen werde der „tiefe Einschnitt“, den der Angriff der Hamas und die darauffolgenden Entwicklungen markierten, „immer greifbarer“. Rechnerisch haben sich im letzten Jahr knapp 24 antisemitische Vorfälle im Vergleich zu 13 solchen Fällen pro Tag im Jahr 2023. Ein Nachlassen sei nicht zu bemerken, heißt es in dem Jahresbericht.

Einen „deutlichen Anstieg“ verzeichnete der Verband auch bei gewalttätigen antisemitischen Vorfällen. Die Stelle dokumentierte 8 Fälle von „extremer Gewalt“, 186 Angriffe und 300 Bedrohungen. Der allgemeine Anstieg sei aber auch vor allem „in stark politisierten Kontexten“ auszumachen. Im Jahr 2024 habe sich der Antisemitismus insbesondere bei Versammlungen, in Form von Aufklebern im öffentlichen Raum sowie an Hochschulen geäußert.

Die Zahl von antisemitischen Vorfällen, die sich unmittelbar gegen Jüdinnen und Juden sowie Israel richteten, habe sich innerhalb von zwei Jahren beinahe verdreifacht: von 331 Fällen im Jahr 2022 auf 966 Fälle im Jahr 2024. Bei den antisemitischen Vorfällen, die die Rias eindeutig einem politisch-weltanschaulichen Hintergrund zuordnen konnte, war der „antiisraelische Aktivismus“ die häufigste Kategorie. Es konnten entsprechend 5.857 Fälle zugeordnet werden.

In dem Bericht heißt es, dass man keine Entspannung der Situation sehe. „Auch 2024 waren die Gewalt vom 7. Oktober, aber auch der darauffolgende Krieg für viele Menschen ein Anlass, sich antisemitisch zu äußern, Jüdinnen und Juden anzugreifen oder zu bedrohen, Erinnerungszeichen für Opfer der Schoa zu beschädigen oder für antisemitische Propaganda zu missbrauchen“, heißt es im Rias-Bericht.

Quelle: ZDF