Im letzten Jahr hat die Nichtregierungsorganisation Reporter ohne Grenzen (RSF) in Deutschland 89 Angriffe auf Medienschaffende und Redaktionen gezählt. Das geht aus einem Bericht der Organisation zur Lage der Pressefreiheit vor. Die Zahl hat sich damit im Vergleich zu 2023 mehr als verdoppelt. Damals waren es noch 41 Angriffe gewesen.
Dem RSF-Bericht zufolge gab es im letzten Jahr 40 verifizierbare Fälle, in denen Journalisten geschlagen, getreten oder brutal geschubst wurden. In 4 Fällen wurden Personen von Gegenständen geschlagen und 11-mal angespuckt. 14 Angriffe hat es auf Wohngebäude oder Redaktionsräume gegeben. Darüber hinaus wurden Journalisten auch in die Genitalien getreten, mit Eiern oder Kaffeebechern beworfen oder mit Pfefferspray attackiert.
Das Jahr 2024 war nach dem Rekordjahr 2022 das zweitmeiste Jahr mit Angriffen auf Medienschaffende, seitdem die RSF die Zahlen erstmal im Jahr 2015 veröffentlicht hatte. Doch man geht von einer hohen Dunkelziffer aus. In diese Statistik fließen nur solche Fälle ein, die sich eindeutig belegen lassen.
Mehr als die Hälfte der Angriffe ereignete sich in Berlin mit 49 Angriffen, gefolgt von Bayern und Sachsen mit jeweils 8 Vorfällen. 66 der 89 Attacken fanden im Rahmen von politischen Demonstrationen statt, davon 38 bei Protesten im Zusammenhang mit dem Krieg im Nahen Osten. Laut dem RSF-Bericht gingen aber auch Sicherheitskräfte Reporter körperlich an, wenn diese sich schwerpunktmäßig über unter anderem den Krieg auf die palästinensische Zivilbevölkerung berichteten. Sechs Fälle von Polizeigewalt gegen Journalisten konnten von Reporter ohne Grenzen verifiziert werden, darunter vier im Kontext mit dem Krieg in Nahost. 21 gewalttätige Angriffe wurden dem rechtsextremistischen Spektrum zugeschrieben.
Nach den körperlichen Angriffen weist Reporter ohne Grenzen in ihrem Bericht auf zahlreiche weitere Risiken für die Pressefreiheit in Deutschland hin. Seit der Corona-Pandemie beobachtet man eine gesellschaftliche Entwicklung, in der viele Bürger die Journalisten, die nicht ihrem ideologischen Spektrum folgen, als Gegner sehen. Auch beim Thema Nahost ist das so.
Quelle: ARD