Der ehemalige Bundesinnenminister und FDP-Politiker Gerhart Baum ist tot. Er starb im Alter von 92 Jahren, teilte FDP-Chef Christian Lindner mit. Deutschland und die Freien Demokraten hätten „eine der kräftigsten Stimmen für Freiheit, Menschenrechte und Demokratie verloren“, sagte er weiter.
Baum war von 1978 bis 1982 Bundesinnenminister in der damaligen Koalition aus SPD und FDP. ER gehörte neben seinem im März 2020 verstorbenen Freund Burkhard Hirsch zu zuletzt kleiner Gruppe sozialliberaler FDP-Mitglieder, die sich zusammen mit Hildegard Hamm-Brücher und dann auch mit Sabine Leutheusser-Schnarrenberger im Freiburger Kreis zusammenschlossen.
Lindner würdigte Baum als einen großen Verfechter von Freiheit und Bürgerrechten. „Er war eine unabhängige Persönlichkeit mit kritischem Urteil, die unsere liberale Familie gestärkt hat“, sagte Lindner. Die Freien Demokraten seien Baum zu großem Dank verpflichtet. FDP-Fraktionschef Christian Dürr nannte Baum einen unbeugsamen Streiter für die liberale Demokratie. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) würdigte Gerhart Baum als „großen liberalen und engagierten Demokraten“. Bis zuletzt habe er sich klug zu Wort gemeldet und sich um Deutschland verdient gemacht, erklärte der Kanzler am Samstag (15.02.) auf er Plattform X, ehemals Twitter.
Nach dem Ende der Koalition aus SPD und FDP im Jahr 1982 blieb Baum noch bis 1991 Vize der FDP. Nach dem Bruch der Sozialliberalen Koalition haben viele junge FDP-Mitglieder die Partei verlassen. Nach seinem Ausscheiden aus dem Bundestag war Baum wieder als Rechtsanwalt tätig. Er führte, unter anderem zusammen mit Hirsch und Leutheusser-Schnarrenberger, erfolgreiche Verfassungsbeschwerden gegen staatliche Überwachung.
Noch im Dezember kritisierte das FDP-Urgestein den amtierenden Vorsitzenden seiner Partei. Er sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Die Art und Weise, die Ampel zu verlassen, hat zu einem Vertrauensverlust geführt. Wie Christian Lindner den Abgang mitinszeniert hat, hat mich verstört.“ Er fügte noch hinzu: „Die Ära Lindner, wie wir sie kannten, ist zu Ende.“ Mit ihrem „kompromisslosen Festhalten an der Schuldenbremse“ sei die FDP „in einer Sackgasse gelandet“, kritisierte er weiter. Ein Problem sei aber auch, dass „die FDP zu einer Ein-Mann-Partei geworden ist“, fügte er mit Blick auf Christian Lindner hinzu. Die FDP wollte er aber nicht verlassen. Er sagte der Zeitung: „Es braucht eine starke liberale Partei.“ Diese müsse allerdings „viel stärker auf Bürgerrechte, Einhegung der Digitalkonzerne und Klimaschutz“ setzen und dürfe“ keine Klientelpartei für Wohlhabende“ sein.
Quelle: ZDF