Der Chef des Energiekonzerns E.ON, Leonhard Birnbaum, steht in der Kritik, weil er sich gegen eine Bewerberin abfällig geäußert hat. Auf der Plattform LinkedIn hatte er das Anschreiben einer Frau verbreitet: „Seit Jahren bin ich arbeitssuchend.“ Sie bezieht Leistungen vom Jobcenter. „Diese sind sehr gering. Wenn Sie mich einstellen wollen, bitte ich um Rückmeldung.“

Der E.ON-Chef kommentierte die wohl echte, aber anonymisierte Bewerbung folgendermaßen: „Ein gutes Beispiel, dass wir in Deutschland offensichtlich zu viel fördern und zu wenig fordern. So schlecht scheinen die Leistungen des Jobcenters nicht zu sein. Sonst würde sich die Dame mehr Mühe geben.“ Viele Kommentatoren unter dem Post hielten Birnbaum daraufhin vor, die Bewerberin von oben herab zu beurteilen, ohne Kenntnis ihrer Lebensumstände, das sei „respektlos“. Die Bundesagentur für Arbeit schrieb von „tief verwurzelten Vorurteilen gegenüber Langzeitleistungsbeziehenden.“ Diese kämpften „oft mit komplexen Herausforderungen“, etwa mit Krankheiten oder mit familiären Verpflichtungen.

Konkurrenten wie Octopus Energy baten den E.ON-Chef, ihnen die Bewerbung weiterzuleiten: So könne man es vielleicht schaffen, „jemandem zurück in die Arbeitswelt zu helfen“. Andere Stimmen pflichten Birnbaum bei.

Am vergangenen Dienstag (04.02.) ergänzte Birnbaum dann noch, dass die Bewerbung wortgleich an viele Firmen geschickt. Er bedauert, dass seine Kritik „aus Sicht einiger über das Ziel hinausgeschossen ist“, beharrt aber darauf, dass nicht ausreichend gefordert werden.

Quelle: SPIEGEL