Tausende Menschen haben in der österreichischen Hauptstadt Wien gegen eine mögliche Regierungsbeteiligung der rechtspopulistischen FPÖ demonstriert. Die Organisatoren der Proteste sprachen von rund 25.000 Teilnehmern. Die Polizei machte keine Angaben.

Der Demonstrationszug durch die Wiener Innenstadt führte bis zum Parlament. Die Teilnehmer trugen Schilder mit Aufschriften wie „Lieber Pickel als Kickl“. Auf einem anderen Plakat war der Vorsitzende der FPÖ Herbert Kickl als Marionette des russischen Diktators Wladimir Putin zu sehen. Eine Anspielung darauf, dass der FPÖ kremlfreundliche Positionen hat.

Am vergangenen Sonntag (29.09.) hatte die rechtspopulistische FPÖ die Nationalratswahl gewonnen. Fast alle anderen Parteien lehnen eine Zusammenarbeit mit der Partei ab. Die konservative ÖVP, die bei der Wahl am meisten verlor, schließt eine Zusammenarbeit mit der FPÖ aus. Man stellt die Bedingung, dass Herbert Kickl, der für seine extreme Rhetorik bekannt ist, nicht in Regierungsverantwortung kommt. Doch Kickl stellt den Anspruch, Bundeskanzler von Österreich zu werden.

Heute (04.10.) beginnt Bundespräsident Alexander van der Bellen Sondierungsgespräche mit allen Parteivorsitzenden. Den Anfang macht Kickl. Sollten ÖVP und FPÖ nun doch nicht zusammenkommen, gilt eine Koalition zwischen ÖVP und der SPÖ als wahrscheinlich.

Inzwischen liegt das vorläufige amtliche Endergebnis fest:

Die FPÖ bekommt 28,85 Prozent und gewinnt 12,67 Prozent dazu. Die ÖVP verliert 11,19 Prozent und kommt nur noch auf 26,27 Prozent. Die SPÖ kommt auf 21,14 Prozent und verliert 0,04 Prozent. Die liberalen NEOS bekommen 1,04 Prozent mehr und kommen auf 9,14 Prozent. Die Grünen verlieren 5,67 Prozent und kommen nur noch auf 8,24 Prozent. Nicht in den Nationalrat kommen die BIER-Partei und die KPÖ, die gut 2 Prozent bekommen haben.

Im Nationalrat hat die FPÖ die meisten Sitze mit 57 Abgeordneten. Gefolgt von der ÖVP, die 51 Sitze bekommen. Die SPÖ bekommen 41 Sitze, die NEOS bekommen 18 Sitze und die Grünen bekommen 16 Sitze.

Neben einer Koalition zwischen FPÖ und ÖVP und ÖVP und SPÖ wäre auch ein dreier Bündnis aus ÖVP, SPÖ und Grünen oder NEOS möglich.

Quelle: ZDF, ORF, Österreichische Bundeswahlbehörde