Der ehemalige FDP-Vorsitzende Wolfgang Gerhardt ist im Alter von 80 Jahren in Wiesbaden gestorben. Das teilte der amtierende FDP-Chef Christian Lindner der Nachrichtenagentur dpa im Auftrag der Familie mit. Die Liberalen kondolierte auf X, ehemals Twitter: „Unsere Gedanken sind bei seiner Familie sowie seinen Angehörigen und Freunden.“
Bis 2001 stand Gerhardt für sechs Jahre an der Spitze der Partei. Von 1998 bis 2006 saß er auch in der Bundestagsfraktion der Liberalen, zuletzt ein Jahr lang als Oppositionsführer im Parlament. Die Ämter gab er dann Guido Westerwelle ab. Seit 1965 war er Mitglied der Liberalen, insgesamt knapp 60 Jahre. Er machte zunächst Karriere in Hessen und saß von 1978 bis 1994 im hessischen Landtag. Im Jahr 1987 wurde er dann Wissenschaftsminister und stellvertretender hessischer Regierungschef.
Im Jahr 1994 zog er dann in den Bundestag ein. Er wollte Außenminister werden, doch bei der Bundestagswahl 2002 hatte CDU/CSU und FDP keine Mehrheit für eine mögliche Bundesregierung. Im Jahr 2012 zog er sich aus der aktiven Politik zurück und widme sich dann als Vorsitzender der Friedrich-Naumann-Stiftung und wurde Vizepräsident der Liberalen Internationalen.
„Er war nie ein Machtpolitiker, sondern blieb auch in Spitzenpositionen ein belesener, feiner und großzügiger Mensch. In einer schwierigen Phase unserer Geschichte hat er die FDP zusammengehalten und wieder aufgerichtet“, erklärte Lindner in einer ersten Würdigung. „Wir sind ihm zu großem Dank verpflichtet.“ Er habe zeit seines Lebens für Eigenverantwortung und unabhängiges Urteilsvermögen geworben, so Lindner weiter. „Faire Bildungschancen waren ihm ein Herzensanliegen.“
Quelle: SPIEGEL