Das Bundeskriminalamt (BKA) hat am Dienstagmorgen deutschlandweit Wohnungen von mutmaßlichen Mitgliedern der sogenannten „NWO“ durchsucht. Den Beschuldigten wird zu Last gelegt, „sich als Rädelsführer an einer kriminellen Vereinigung beteiligt zu haben, deren Zweck darauf gerichtet ist, Straftaten zu begehen“, heißt es in einer BKA-Mitteilung. Unter anderem soll es um systematisches Cybermobbing und Cyberstalking gehen.
Das BKA hat in der gemeinsam mit der Frankfurter Staatsanwaltschaft durchgeführten Aktion am Morgen in zehn Wohnungen in Berlin, Bayern, Brandenburg, Baden-Württemberg, Hessen und Niedersachsen durchsucht. Es wird insgesamt gegen zehn Beschuldigten ermittelt, bei nun zahlreiche elektronische Geräte und Speichermedien sichergestellt wurden.
Benjamin Krause, Pressesprecher der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität bei der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt, sagte: „Uns ging es darum, mit der Aktion zu zeigen, dass wir nicht nur auf Einzelstraftaten im Bereich Cyberstalking schauen, sondern gegen die Gruppierung als kriminelle Vereinigung vorgehen, weil sie auch systematisch und orchestriert gegen ihre Opfer vorgeht.“
Im April hatten das ARD-Magazin „Kontraste“ und das Nachrichtenmagazin „SPIEGEL“ erstmals umfassend über das Innenleben, über diese Gruppierung und ihre systematische Vorgehensweise berichtet. Die Mitglieder dieser „NWO“ (Englisch für New World Order) organisieren ihre Aktionen in geschlossenen Chatgruppen. Diese Gruppierung steckt unter anderem hinter einer Serie von Bombendrohungen im Oktober 2023, die sich unter anderem gegen Flughäfen, die Deutsche Bahn und die SPD-Parteizentrale richtete. Sie verschickten im Namen der Hamas Drohschreiben an Schulen, die auch evakuiert werden mussten.
Diese Gruppe hacken, stehlen und verbreiten privaten Daten von Zielpersonen, um diese systematisch einzuschüchtern und im Netz bloßzustellen, wie die Recherchen der ARD und „SPIEGEL“ gezeigt haben. Diese Gruppierung ist auch für zahlreiche sogenannte Swatting-Angriffe verantwortlich. Dabei lösen die Täter mit falschen Angaben Einsätze von Polizei oder Feuerwehr bei Opfern aus. Auch Politiker und bekannte Internet-Stars sind Opfer solcher Attacken gewesen.
Die Behörden werfen dieser Gruppierung auch vor, dass sie insbesondere „vulnerable oder kognitiv beeinträchtigte Menschen“ als Opfer auswählen, etwa um zur „Aufgabe ihrer Onlinepräsenz zu bringen“. Außerdem sollen sie volksverhetzende Inhalte und Kennzeichen von verfassungswidrigen Organisationen veröffentlicht haben.
Mehrere Staatsanwaltschaften haben erfolglos Ermittlungen gegen „NWO“-Mitglieder versucht, auch wenn keins der Verfahren mit besonderer Eifer geführt wurde. Gleichzeitig sorgte der föderale Flickenteppich von Polizei und Justiz dafür, dass keine Behörde die „NWO“ als systematisch agierende Gruppe im Blick hatte.
Quelle: SPIEGEL