Die israelische Armee hat die Leichen von sechs Geiseln im Gazastreifen geborgen. Das hat das Militär am frühen Sonntagmorgen (01.09.) bekannt gegeben. „Nach unserer ersten Einschätzung wurden sie von Hamas-Terroristen brutal ermordet, kurz bevor wir sie erreichten“, sagte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari.
US-Präsident Joe Biden hat den Fund der Leichen bestätigt. Sein Team sei mit Israel in Kontakt. Die israelischen Streitkräfte hätten die Leichen in einem Tunnel unter der Stadt Rafah geborgen, erklärte Biden.
Unter den Todesopfern ist auch der US-israelischer Doppelstaatler Hersh Goldberg-Polin. Seine Eltern hatten vor kurzem auf dem Parteitag der Demokraten in Chicago an das Schicksal ihres Sohnes erinnert. Am vergangenen Donnerstag (29.08.) versammelte sich das Paar mit anderen Geisel-Angehörigen an der Grenze zum Gazastreifen. Die Angehörigen versuchten, die Geiseln im Gazastreifen mit lauten Lautsprecher-Durchsagen direkt zu erreichen.
Im April hatte die radikal-islamische Hamas ein Video mit Goldberg-Polin veröffentlicht. Darin beschuldigte er den israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu, die Geiseln in der Gewalt der Hamas „im Stich gelassen“ zu haben. Goldberg-Polin war israelischen Medien zufolge am 7. Oktober 2023 bei dem Großangriff der Hamas auf das Nova-Musikfestival in Südisrael schwer verletzt und danach in den Gazastreifen entführt worden.
In einer Reaktion auf den Fund der toten Geiseln warf Netanjahu der Hamas vor, Bemühungen um eine Waffenruhe systematisch zu torpedieren. In einer Videobotschaft sagte er: „Wer Geiseln ermordet, will keinen Deal“. Man unternehme ununterbrochene Anstrengungen zur Befreiung der Geiseln, sagte er weiter. Die Hamas weigere sich seit Dezember, „echte Verhandlungen zu führen“. Der Rechtspopulist warf den Islamisten vor, mehrere US-Vorschläge zurückgewiesen zu haben, während Israel diesen zustimmt.
Nach israelischen Angaben sind noch etwa 100 Geiseln in der Gewalt der Hamas. Dutzende sind nach Einschätzung des Militärs tot.
Quelle: ARD