In Australien gibt es jetzt ein Gesetz, das Menschen das Recht auf Nichterreichbarkeit in ihrer Freizeit einräumt. So können sie die Kontaktversuche des Arbeitgebers außerhalb der Arbeitszeiten verweigern, heißt es in dem Gesetz, was jetzt in Kraft getreten ist. Im Februar wurde es im Senat abgesegnet und im Repräsentantenhaus verabschiedet.

Die Regelung betrifft zunächst nur mittlere und große Unternehmen. Für Unternehmen, die weniger als 15 Mitarbeiter haben, soll das Gesetz in einem Jahr in Kraft treten.

Die Reform soll sicherstellen, „dass Menschen, die nicht 24 Stunden am Tag bezahlt werden, auch nicht 24 Stunden am Tag arbeiten müssen“, sagte der australische Premierminister Anthony Albanese dem TV-Sender ABC. Es geht dabei auch um die psychische Gesundheit der Arbeitnehmer. Die Gewerkschaften haben dieses Gesetz begrüßt. „Heute ist ein historischer Tag für die arbeitenden Menschen“, sagte die Gewerkschaftschefin Michele O’Neil. Die arbeitenden Menschen seien künftig nicht mehr dem Stress ausgesetzt, „ständig unzumutbare Anrufe und E-Mails von der Arbeit beantworten zu müssen“.

Kritik gibt es selbstverständlich aus der Wirtschaft. Der Industrieverband Ai Group erklärte, dass die Reform „übereilt, schlecht durchdacht und sehr verwirrend“ sei. „Zumindest werden Arbeitgeber und Arbeitnehmer nun im Unklaren darüber sein, ob sie einen Anruf außerhalb der Arbeitszeit annehmen oder tätigen können, um eine zusätzliche Schicht anzubieten“, kritisiert der Verband mit Blick auf die im Gesetz verankerten Ausnahmeregelungen.

Das australische Gesetz ähnelt dem in einigen Ländern in Europa und Lateinamerika. In Frankreich sind etwa größere Unternehmen seit 2017 verpflichtet, ihren Mitarbeitern ein „Recht auf Abschalten“ einzuräumen.

Quelle: ARD