Kurz nach ihrem Rücktritt als ARD-Vorsitzende wird nun Patricia Schlesinger als RBB-Intendantin zurücktreten. Wie am Sonntagabend (07.08.) bekannt wurde, legt Schlesinger mit sofortiger Wirkung ihr Amt als Chefin des Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) nieder. Die Leitung übernimmt nun Hagen Brandstätter, der stellvertretende Intendant.
Schlesinger hat ihre Entscheidung am Sonntagabend den Vorsitzenden des Rundfunk- und des Verwaltungsrats mitgeteilt. „Meine Verantwortung gilt dem RBB und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Aktuell steht nicht mehr die journalistische und publizistische Leistung des Senders im Vordergrund, sondern es geht nur um mögliche und angebliche Verfehlungen der Intendantin„, erklärte Patricia Schlesinger in einem Statement. „Das bedauere ich sehr und ich entschuldige mich bei den Beschäftigten des RBB für diese Entwicklung.„
Der Rückzug sei für sie „eine logische Konsequenz aus meinem Versprechen, immer und zuerst für die Belange des RBB einzutreten„, so Schlesinger weiter. „Gleichzeitig haben persönliche Anwürfe und Diffamierungen ein Ausmaß angenommen, das es mir auch persönlich unmöglich macht, das Amt weiter auszuüben. Ich hoffe, dass ich mit diesem Schritt die anstehende Aufklärung der Vorwürfe erleichtere. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk steht unter hohem Rechtfertigungsdruck, der RBB beweist linear und non-linear jeden Tag, warum er für die Gesellschaft unverzichtbar ist. Dieser Aufgabe muss sich der RBB mit aller Kraft widmen können. Dem dürfen Vorwürfe gegen mich nicht im Wege stehen.“
Die Vorwürfe gegen Schlesinger hatte sie zuletzt zurückgewiesen und hatte sich mehrfach gegen einen Rücktritt ausgesprochen. Am Donnerstag (04.08.) erklärte sie noch, nachdem sie als ARD-Vorsitzende zurückgetreten ist: „Die Geschäftsleitung des RBB und ich sehen unsere Hauptaufgabe jetzt darin, zur Aufklärung dieser Vorwürfe beizutragen und unser Hauptaugenmerk auf den RBB zu richten.“
Begonnen hat alles nach mehreren Berichten des „Business Insider“. Das Magazin hatte über ein „System aus gegenseitigen Gefälligkeiten“ zwischen Schlesinger und dem Verwaltungsratsvorsitzenden des RBB, Wolf-Dieter Wolf berichtet. Wolf lässt inzwischen sein Amt ruhen. In seiner Funktion als Aufsichtsratschef der Messe Berlin hatte Wolf Schlesingers Ehemann „lukrative Aufträge“ zugespielt, so der Vorwurf. Außerdem geht es auch um die Beschäftigung von Berater für das neue Digitale Medienhaus des RBB, was 2026 verwirklich werden soll. Hier sind nun die Planungs- und Umsetzungsarbeiten vorläufig unterbrochen worden.