Die DDR-Staatssicherheit hat über Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in seiner Zeit als Juso-Politiker in den 1980er-Jahren jahrelang Informationen gesammelt und auch Akten angelegt. Das Bundesarchiv in Berlin bestätigte auf Anfrage der „Bild“-Zeitung, die die Stasi-Akte übermittelt bekommen hat. Die Akte bezieht sich laut dem Blatt sowohl auf Reisen in die DDR als auch für Bespitzelung des Politikers und Rechtsanwalts in Hamburg.
Es geht darauf hervor, dass Scholz als stellvertretender Vorsitzender der Jungsozialisten auf Einladung der FDJ mehrmals die DDR gereist sei, meldete die Zeitung. Bei der Einreise habe die geladene Delegation keinen Zwangsumtausch leisten müssen und ohne Zollkontrolle die Grenze passiert. Die Grenzer der DDR am Bahnhof Friedrichstraße hätten im Jahr 1988 vorab eine Anweisung zur „höflichen Abfertigung“ erhalten.
Bei einer weiteren Reise im Jahr 1984 wurden Scholz und weitere Vertreterinnen und Vertreter der Jusos demnach von SED-Politbüromitglied Egon Krenz empfang. Auf Interesse der Stasi seien unter anderem damalige Äußerungen des heutigen Bundeskanzlers zur Friedenspolitik und insbesondere zur Stationierung von Atomraketen in Deutschland und der DDR gestoßen.
Im Jahr 1986 habe die Stasi in einer Notiz über Scholz festgehalten. „Gehört zum Stamokap – alter Politprofi, der in der Organisation großen Einfluss hat.“ Die marxistisch orientierte Stamokap-Gruppe war damals die Bezeichnung für den linken Flügel der SPD-Jugendorganisation.
Scholz sei in Hamburg von der DDR-Auslandsspionage beobachtet worden, schreibt die „BILD“ weiter. West-Agenten der Stasi mit dem Decknamen „Kugel“, „Gustav“, „Giesbert“, „Konrad“, „Holm“, „Heine“ und „Udo“ hätten zwischen 1978 und 1987 mindestens 19 Mal über Olaf Scholz und seine Juso-Tätigkeit in Hamburg berichtet. Allein der 1993 enttarnte DDR-Spion „Kugel“ habe nach Angaben aus der elektronischen SIRA-Datenbank der Stasi-Hauptverwaltung Aufklärung mindestens 12 Berichte mit Hinweise auf Scholz geliefert.
Quelle: n-tv.de