Ein internationales Recherchenetzwerk hat ein riesiges Datenleck enthüllt, wo Politiker und Prominente mit Briefkastenfirmen heimlich Geschäfte gemacht haben. Das Netzwerk, wozu auch die „Süddeutsche Zeitung“ gehört, veröffentlichte am Sonntagabend (03.10.) einen Teil ihrer Ergebnisse zur Verstrickung von mehr als 330 Politikern und Amtsträgern aus 91 Ländern. Darunter auch der amtierende Regierungschef von Tschechien, Andrej Babis.
An dieser Auswertung der sogenannten „Pandora Papers“ waren rund 600 Journalisten aus 117 Ländern beteiligt. Nach Angaben des International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) wurden 11,9 Millionen geleakte Dokumente ausgewertet, „die jeden Winkel der Welt abdecken“. In Deutschland haben sich neben der „Süddeutschen Zeitung“ auch der NDR und der WDR an den Recherchen beteiligt. Nach Angaben der Medien stammten die Daten, insgesamt 3 Terrabyte, von 14 Unternehmen, die Offshore-Konstrukte anbieten.
Babis soll auf diese Weise weitgehend anonym ein Landschloss in Südfrankreich für mehr als 15 Millionen Euro bekommen haben. Für ihn ist der Zeitpunkt der Veröffentlichung besonders brisant, weil in der kommenden Woche in Tschechien ein neues Parlament gewählt wird. Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, aber auch zahlreiche Vertraute des russischen Präsidenten Wladimir Putin, sowie auch Prominente sollen laut „Süddeutsche Zeitung“ Kunden bei Offshore-Firmen sein. Der Präsident von Zypern, Nikos Anastasiadis, war demnach selbst aktiv im Offshore-Geschäft tätig mit seiner Kanzlei, die mittlerweile von seinen Töchtern geführt wird.
Die Regierung in Panama hatte schon vor der Veröffentlichung der „Pandora Papers“ vor schweren Schäden für das Image des Landes wie infolge der „Panama-Papers“ 2016 gewarnt. Damals hatte ein anonymer Whistleblower der „Süddeutschen Zeitung“ mehr als 11 Millionen interne Dokumente der panamaischen Kanzlei Mossack Fonseca zugespielt. Eine Auswertung in Zusammenarbeit mit dem ICIJ enthüllte ein ausgeklügeltes System zur globalen Steuervermeidung.
Nach der Veröffentlichung der Panama-Papers mussten viele amtierende Politiker damals von ihren Posten zurücktreten. Darunter der isländische Regierungschef Sigmundur Gunnlaugsson. Weltweit wurden tausende Ermittlungsverfahren eingeleitet.
Quelle: zdf.de