Die afghanische Regierung plant wohl eine friedliche Machtübergabe an die radikalislamische Taliban, die mehr und mehr in die Hauptstadt Kabul vorrückt. Das hat der Innenminister des Landes, Abdul Sattar Mirsakwal, angekündigt. Ein Sprecher der Taliban erklärte dem Nachrichtensender Al Jazerrea schon, dass die Kämpfer „eine friedliche Übergabe der Stadt Kabul erwarten.“
Ein afghanischer Beamter sagte der Nachrichtenagentur AP, dass sich die Taliban-Unterhändler sich in Richtung Präsidentenpalast begeben haben, um über die Übergabe der Macht zu reden. Es bleibt Unklar, wann die Übergabe stattfinden wird.
Der Innenminister sagte, dass es keinen Angriff auf die Stadt geben wird. Demnach soll erst eine Übergangsregierung gebildet werden. Auch der Stabschef des afghanischen Präsidenten Ashraf Ghani, Marin Bek, schrieb auf Twitter, dass Kabul sicher sei.
Bei der Übergangsregierung soll nach Informationen des Nachrichtenmagazins SPIEGEL der ehemalige Innenminister Afghanistans und Botschafter in Deutschland, Ali Ahmed Jalali, neuer Regierungschef werden. Auch die Nachrichtenagentur Reuters berichtete darüber. Was der 81-Jährige wirklich machen wird, ist nicht genau bekannt. Im Kern gehe es um eine Übergangsregierung, weitere Kämpfe im Land vermeiden soll. Auch innerhalb zumindest der Einheiten des Innenministeriums und des Geheimdienstes NDS sei der Befehl eingegangen, nicht das Feuer zu eröffnen, sondern sich ruhig zu verhalten.
Sollte Ghani als Präsident abtreten, seien die Taliban zu einem Waffenstillstand bereit. Sie würden nur auf das Abtreten des Kabinetts bis hinunter zur Ebene der stellvertretenden Generaldirektoren in den Ministerien bestehen. Der restliche Verwaltungsapparat solle vorläufig bestehen bleiben. Offizielle Bestätigungen gibt es bisher von keiner der Parteien.
Quelle: SPIEGEL.de, Twitter.com