Auf Bitte der Staatsanwaltschaft des Vatikans hat die italienische Polizei verschiedene Büros und Wohnungen durchsucht sowie Dokumente beschlagnahmt. Diese Razzien hängen mit einer Investment-Affäre des Vatikans zusammen. Dessen Staatsanwaltschaft geht Vorwürfen nach, dass es Veruntreuung, Korruption, Amtsmissbrauch, Erpressung, Betrug und Geldwäsche gegeben hat. Diese Vorwürfe stehen im Zusammenhang mit einem Kauf einer Geschäftsimmobilie in London durch das vatikanische Staatssekretariat.
Medienberichten zufolge hat der Vatikan insgesamt einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag in diesem Bürokomplex in der britischen Hauptstadt in der Solane Avenue. Zwei Manager von Fondgesellschaften stehen im Fokus dieser Ermittlungen und ein ehemaliger Mitarbeiter des Staatsekretariats. Es gehe darum, dass die Beziehungen der Beschuldigten untereinander und zum Staatssekretariat zu klären, berichtet die Zeitung „Avvenire“ unter Berufung auf die italienische Staatsanwältin Maria Teresa Gerace.
Der Vatikan hatte zuvor mitgeteilt, dass Papst Franziskus dem Staatsekretariat die Verwaltung seines Kapitals- und Immobilenvermögen entzogen hat. Die Verwaltung des Vermögens und der Immobilien übernimmt demnach in Zukunft die vatikanische Güterverwaltung Apsa. Der Heilige Vater habe auch eine Kommission eingerichtet, welche die Übertragung der Kapital- und Immobilienwerte in den kommenden drei Monaten überwachsen soll.
Im August hat der Vatikan ein Brief des Papstes an den Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin veröffentlicht. Darin kündigte Franziskus an, die Finanzen sollen neugeordnet werden. In dem Schreiben geht der Papst auf Investitionen in die Geschäftsimmobilie in London und auf die Beteiligung am Fonds Centurion ein. Aus beiden Geschäften soll sich der Vatikan zurückziehen. Schon vorher wurde eine Zentralisierung der Finanzströme angekündigt worden. Hintergrund ist auch, dass viele Organe des Kirchenstaats über Einzelkassen verfügen und die Geldströme als teils undurchsichtig gelten.
Quelle: Tagesschau.de