Auch die Telekom steigt jetzt in das Cloud Gaming Geschäft mit ein. Seit kurzem ist ihr Service „MagentaGaming“ aus der Beta-Phase herausgekommen und ist bis zum 31.Oktober 2020 drei Monate lang kostenlos. Danach mit monatlichen Kosten von 6,95€ als Abo verbunden, egal ob man schon Telekomkunde ist oder nicht.

„MagentaGaming“ soll rund 100 Spiele anbieten, direkt spielbar sein und auf PC, Tablet und Smartphone laufen können.
Wir schauen uns hier einmal an, was das deutsche Cloud Gaming von der Telekom drauf hat und an wen es sich richtet.

Der Anfang

Sofern man kein Telekomaccount hat, muss man sich einen einrichten, was aber kein Problem darstellen sollte. Was auffallen wird ist die Alterbestätigung für den Zugang der Spiele 18+:
Entweder man verifiziert über die Webcam sein alter oder über den Bankaccount über die SCHUFA. Dann erst kann man sich einen sogenannten „Erwachsenen-PIN“ einrichten.

Danach lädt man sich die Installationsdatei herunter, die man für „MagentaGaming“ benötigt, da das Angebot nicht über einen Browser ausgeführt wird.
Die Systemvorraussetzungen für den Cloud Gaming Service lesen sich recht simpel: Windows 10, macOS 10.13 oder ein Andoird 5 Gerät.
Derzeit können iPad und iPhone User nicht „MagentaGaming“ verwenden.
Zudem mindenstens 10 MBit/s, empfohlen werden aber 20 MBit/s, und das alles über LAN oder 5 GHz WLAN. Den Mobilfunk zu verwenden rät die Telekom indirekt ab, da „Qualität und Stabilität von verschiedenen Faktoren abhängig ist“.

Der erste Eindruck

Das Spiel Line-Up sieht ganz in Ordnung aus mit seinen rund 100 Spielen: Ein überschaubarer Mix aus Strategie, Rollenspiel, Simulatoren, Casualspielen und Action.
Wer hier nach aktuellen Titeln sucht, wird herbe enttäuscht sein, da nur ein paar nette neuere Games am Start sind, wie „WRC8“, „Trüberbrook“, „Through the Darkest of Time“ und „Asterix & Obelix XXL 3“.
Der Rest wirkt schon sehr angestaubt aber das soll sich laut Telekom auch bald ändern, da wir derzeit keine Spiele hinzufügen können, soll es später einen Shop geben.

Die größten Bedenken bei Cloud Gaming sind immer die Streamqualität und die Latenzzeiten, die gerade hier in Deutschland durch das schlecht ausgebaute Internet zu massiven Problemen führen können.
Überrauschung vorne weg gegriffen: Es soll auch so sein wie befürchtet.

Da Shooter und Rennspiele eine gute Qualität und Latenzzeiten benötigen im vergleich zu einem „Throug the Darkest of Time“ Rundenstrategiespiel, habe ich die Spiele „WRC 8“, „Saints Row 4“ und „Homefront-The Revolution“ angetestet, sowohl am PC als auch auf meinem Handy zuhause und unterwegs.
Ich erwarte bei der Qualität der Spiele einen bemerkenswerten Unterschied zu meinem etwas älteren PC. Laut Telekom wird derzeit nur in Full-HD 60 FPS gestreamt, dies soll später auf 4K geänndert werden.

Test

WRC 8
Mein Rechner schafft auf niedriger bis mittlerer Einstellung die 60 FPS einigermaßen zu halten, währenddessen ich auf MagentaGaming mir der Latenz zu kämpfen habe.
Per Einblendung sehe ich von Zuhause aus dass ich einen Ping <20ms habe, aber das reicht schon aus um das Rennspiel unspielbar zu machen.
Die Qualität überzeugt nicht so richtig, da durch die Übertragung Verluste und Artefakte auftreten. Die 60 FPS werden je nach Einstellung erreicht (siehe unten).

Saints Row 4
Hier packt mein Rechner auf der höchsten Einstellung nur die 50 FPS, aber es sieht deutlich schärfer aus und lässt sich angenehmer Spielen als über „MagentaGaming“.

Homefront-The Revolution
Da überzeugt mich die Qualität von „MagentaGaming“ eher als mein PC, aber…

Das eine Problem…

Es gibt die Einstellung um die Hardware-Beschleunigung zu deaktiveren bzw. aktivieren.
Wenn wir diese deaktivieren, benötigen wir für eine gute Qualität sogar 35 MBit/s in der Bandbreite und das Spiel hat eine zu hohe Latenzzeit und wird unspielbar. Wenn wir die Leistung runterschrauben, sieht das Spiel einfach mieserabel aus, die Latenzzeiten sind immernoch da und es ergibt irgendwie keinen Sinn.
Wenn wir diese aktiviert lassen, brauchen wir bis zu 20 MBit/s, erreichen aber knapp die 30 FPS, können auch nicht auf die höchsten Grafikeinstellungen vom Spiel gehen haben aber im Gegenzug eine geringe Latenzzeit.

Für wen das ganze sich Lohnt

Wenn man die Werbung betrachtet soll das ganze Angebot für Familien und Jugendliche sein. Ich selber würde sogar noch die Personen hinzuzählen, die gerade in der Quarantäne sitzen, Ex-Gamer oder die einmal reinschnuppern möchten ohne groß Geld für einen neuen guten Gaming-PC ausgeben zu wollen.
Für eingefleischte Gamer ist dieser Service ungeeignet. Auch für Haushalte mit geringen Einkommen wird das nichts sein, nicht wegen den 6,95€ im Monat, sondern wegen der Bandbreite, welche bei der Telekom zu teuer sein wird.

Für die Handyuser kann das ganze spielen auch sehr schnell sehr teuer werden, außer man ist Telekomkunde, dann kann man sich das „StreamON Gaming“ Paket dazuholen, dann zahlt man unteranderem für „MagentaGaming“ nichts.

Der Vorteil an „MagentaGaming“ ist, dass man nicht wie bei Googles „Stadia“ Service eine dreitstellige Summe aufwenden muss für ein Stück Peripherie um es erst dann teilweise nutzen zu können.
„MagentaGaming“ ist derzeit auch das günstigste Angebot auf dem deutschen Markt und leider merkt man das auch.
Es soll laut Telekom auch noch ein eigens dafür entwickeltes Gamepad herauskommen, parktisch für die Smartphones, da die Steuerung grausam ist.

Fazit

Wenn die Telekom eine Note für ihr Werk bekommen müsste, dann bekäme es von mir eine 4,4.

Die Telekom muss weiter dranbleiben, damit aus „MagentaGaming“ etwas wird. Dazu bedraf es deutlich besserer Leistung bei den Servern, also bei Full-HD müssen die Spiele auf Ultra in 60 FPS mindenstens laufen. Der derzeitge Zustand ist verheerend und fällt komplett durch.
Auch was das Line-Up betrifft muss der ehemalige Staatskonzern dringend dranbleiben, exklusive Titel an Land ziehen und moderne und mehr Titel zur Verfügung stellen.
Und natürlich das Problem von Anfang an:
Das Internet in Deutschland ausbauen und preiswert für den Verbraucher gestalten.

Also ist im großen und ganzen „MagentaGaming“ eine nett gemeinte Idee, aber noch nicht richtig Umgesetzt worden.
Deswegen rate ich die Finger derzeit davon zu lassen.

https://www.telekom.de/magenta-gaming