Drei Wochen nach ihrem Amtsantritt greift die neue Chefin der Deutschen Bahn, Evelyn Palla, durch. Die Vorsitzende der Güterverkehrssparte, DB Cargo, Sigrid Nikutta, muss gehen. Mehrere Medien berichteten darüber am Mittwochmittag (22.10.).

Erst letzte Woche wurde Nikutta von der Gewerkschaft EVG kritisiert und wurde auch zum Rücktritt aufgefordert. Sie habe in fast sechs Jahren keine Lösung für die Frachtsparte gefunden. Die Gewerkschaft wirft ihr vor, den Betrieb nur abzuwickeln und Tafelsilber zu verkaufen. Die Abberufung der Managerin muss noch vom Aufsichtsrat beschlossen werden. Dafür ist am 30. Oktober wohl eine Sondersitzung des Gremiums geplant. Zuletzt hatte auch ein von der Bahn in Auftrag gegebenes Gutachten Nikuttas Sanierungskonzept als unzureichend kritisiert.

Seit Jahren gilt die DB Cargo als Sorgenkind der Deutschen Bahn und schreibt nur rote Zahlen. Die EU-Kommission hatte zudem entschieden, dass die DB-Cargo ab 2025 kein Geld mehr vom Mutterkonzern bekommen soll und ab 2026 selbst Gewinne erzielen soll.

Im ersten Halbjahr transportierte DB Cargo zehn Prozent weniger, der Umsatz sank um neun Prozent auf 2,5 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis verbesserte sich derweil aber um 165 Millionen auf minus 96 Millionen Euro. Im Güterbereich machen private Konkurrenzen der Bahn schon rund 60 Prozent des Geschäfts in Deutschland aus.

Sigrid Nikutta hat schon eine lange Karriere bei der Bahn und speziell im Güterverkehr hinter sich. Im Jahr 1996 übernahm sie erstmals eine Stelle beim bundeseigenen Konzern. Von Mai 2010 an war sie fast zehn Jahre lang Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), ehe sie Anfang 2020 zur Chefin von DB Cargo wurde.

Quelle: ntv, AFP, dpa