Der Journalist und Filmemacher Georg Stefan Troller ist im Alter von 103 Jahren gestorben. Das haben mehrere Medien am Samstagmittag (27.09.) berichtet. Er war einer der wichtigsten Zeitzeugen der deutschen Öffentlichkeit.
Troller war der Sohn eines jüdischen Pelzhändlers. Er wurde im Jahr 1921 in Wien geboren und machte erst eine Lehre zum Buchbinder. Mit 16 Jahren floh er vor den Nazis, erst in die Tschechoslowakei, dann nach Frankreich. Im Jahr 1941 ging er in die USA und wurde dort dann 1943 zum Kriegsdienst eingezogen. Als US-Soldat befreite er das Konzentrationslager Dachau.
In München durchsuchte er auch die Wohnung von Adolf Hitler. In einem Interview mit dem „SPIEGEL“ erinnerte er sich Troller daran und sagte: „Wir suchten natürlich die Atmosphäre. Und Erinnerungsstücke. Und den Triumph.“ Ein Andenken, einen Brief mit Unterschriften ranghoher Nazis, schickte er seinem Vater nach New York. Der reagierte pikiert und verkaufte das Blatt schnell weiter.
Weil Troller auch Deutsch gesprochen hatte, übersetzte er Gespräche mit deutschen Kriegsgefangenen. Erst nach Kriegsende konnte er studieren. Er studierte in den USA Anglistik und Theaterwissenschaft. Später kehrte er nach Europa zurück und arbeitete als Autor und auch als Korrespondent für den WDR und das ZDF. Über viele Jahre brachte er als Deutscher den Franzosen näher und traf bekannte französische Persönlichkeiten wie Charles de Gaulle, Jean-Paul Sartre oder Alain Delon. Paris war die Wahlheimat von Troller. Die Beiträge von Troller waren oft subjektiv, zugleich geprägt durch Neugier. Seine Arbeit als Journalist sei für ihn „Selbstheilung und Lebensrettung gewesen„, sagte er mal.
Bis zu seinem Lebensende arbeitete Troller noch als Journalist und Kolumnist für die „Literarische Welt“, eine Beilage der „Welt am Sonntag“. Mehr als tausend Persönlichkeiten aus der Kultur hatte er während seines Lebens interviewt oder porträtiert.
Quelle: SPIEGEL



