Die Ermittler in Mannheim haben den tödlichen Vorfall vom Montag (03.03.) bisher keinen politischen Hintergrund gesehen. Sie vermuten eher, dass der 40-jährige Mann, der festgenommen wurde, möglicherweise an einer psychischen Erkrankung leidet. Doch laut der Antifa-Recherchegruppe Exif gibt es nun Hinweise darauf, dass der Täter in der Vergangenheit politisch in der rechtsextremen Szene aktiv war.
Die Recherchegruppe hat Fotos gefunden, auf denen der Mann 2018 bei einem Aufmarsch von Rechtsextremen und Reichsbürgern in Berlin zu sehen ist. An diesem Aufmarsch nahmen etwa 1.300 Personen teil, und er fand kurz nach den Unruhen in Chemnitz statt, bei denen rechte Gruppen gewaltsam auftraten. Laut Exif war der 40-Jährige auch 2018 in einem rechtsextremen Netzwerk aktiv, dem sogenannten „Ring Bund“. Er soll in einer Liste dieser Gruppe mit dem Vermerk „Ring Bund“ aufgeführt gewesen sein. Zudem gibt es Hinweise, dass der Mann im September 2018 Anweisungen erhalten hat, wie er Nachrichten über den „Ring Bund“-Account austauschen konnte.
Der „Ring Bund“ soll sich im Februar 2018 in einer von Rechtsextremen genutzten Immobilie in Thüringen getroffen haben. Bei diesen Treffen ging es um Themen wie „revolutionäre Situationen“, „gewaltsamen Widerstand“ und eine Weltverschwörung der „Hochfinanz“. Die Gruppe versuchte, Verbindungen zu anderen rechtsextremen Gruppen wie den Identitären, Pegida, der „Europäischen Aktion“ und der AfD zu knüpfen. Sie gründeten sogar eine eigene Gruppe namens „Patriotische Alternative“, um die AfD zu unterstützen.
Mit diesen neuen Erkenntnissen über die möglicherweise rechtsextreme Vergangenheit des Täters stellt sich nun die Frage, ob der Vorfall in Mannheim doch politisch motiviert war. Außerdem bleibt unklar, ob der Täter allein handelte oder ob es möglicherweise Mitwisser gab. In Mannheim wurden bei dem Vorfall zwei Menschen getötet und elf weitere verletzt.
Quelle: taz