Kremlchef Wladimir Putin lebt in einem Informationsvakuum. Und woher sollte man das wissen? Das hat nun vor kurzem ein geflohener Offizier der russischen Präsidentengarde FSO gesagt. Der Überläufer mit dem Namen Gleb Karakulow sagte in einem Interview mit dem vom russischen Oppositionellen Michail Chodorkowski finanzierten Dossier Center folgendes dazu: „Er benutzt kein Mobiltelefon. Jedenfalls habe ich in all meinen Dienstjahren keines gesehen.“ Wie er sagte bezieht Putin seine Informationen aus seinem engsten Kreis.

Karakulow hat nach eigenen Angaben von 2009 bis zu seiner Flucht aus Russland im Herbst vergangenen Jahres in der Kommunikationsabteilung des FSO gearbeitet. Nach seinen eigenen Aussagen nutze er im Oktober 2022 eine Geschäftsreise für die Flucht seiner Frau und seiner Tochter über Kasachstan in die Türkei. Das Dossier Center hat seine Angaben und seine Papiere gegengecheckt. Aber seine Aussagen konnten nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft werden.

Zu den Aufgaben von Karakulow gehörte demnach, dass auf Reisen die Kommunikation von Putin und des russischen Premierminister Michail Mischustin zu verschlüsseln, sowohl in Russland als auch im Ausland. „Wenn wir mit dem Premierminister unterwegs waren, ist normalerweise jemand mitgereist, der für das Internet zuständig war. Ein digitales Büro mit Laptop und Zugang zum Netzwerk“, sagte er in dem Interview. „Wenn wir mit Putin unterwegs waren, wurde diese Person nicht gebraucht. Warum auch?“ Die meisten Informationen bezieht der Kremlchef demnach von seinen Geheimdiensten. Außerdem soll Putin darauf bestehen, dass russische Fernsehen verfügbar sei, egal wo er ist und übernachtet.

Den Grund für seine Flucht nannte der Offizier den Ukraine-Krieg an. „Mein Vertrag wäre in zwei Jahren ausgelaufen. Ich wollte ihn nicht verlängern, sondern in den Ruhestand gehen“, sagte er. Dann ist im Februar 2022 der Ukraine-Krieg durch Russland ausgebrochen. „Ich konnte keine Kompromisse mehr machen und diesem Präsidenten dienen. Ich halte ihn für einen Kriegsverbrecher.“ Danach soll er monatelang seine Flucht geplant haben.

Putin bezeichnet Karakulow als eine sehr um seine Gesundheit besorgte Person. „Ja“, antwortete er auf die Frage, ob sich Putin nach wie vor im Lockdown befindet. „Wir haben einen Präsidenten, der sich selbst isoliert. Vor jeder Veranstaltung mit ihm müssen wir uns zwei Wochen in Quarantäne begeben, selbst wenn sie nur 15 Minuten dauert. Nur wer in Quarantäne war, wird als ’sauber‘ betrachtet und darf im selben Raum wie Putin arbeiten.

Wieso der Kreml immer noch auf solche strengen Corona-Regeln besteht, kann sich Karakulow nicht erklären. „Jeder musste sich impfen lassen. Unsere Gesundheit wird rund um die Uhr überwacht, wir machen regelmäßige Tests.“ Weiter sagte er: „Ich weiß, dass jedes Mitglied von Putins Stab mehrere PCR-Tests pro Tag machen muss, aber ich habe keine Ahnung, warum. Wahrscheinlich sorgt er sich nur um seine Gesundheit.

Es gibt Gerüchte darüber, dass der Gesundheitszustand von Putin nicht gerade der Beste ist. Dies kann aber Karakulow nicht bestätigen. Vor der Corona-Pandemie mussten demnach in elf Jahren Dienstzeit nur ein oder zwei Reisen wegen der Gesundheit des Kremlchefs abgesagt werden. Er erklärte: „Wenn er gesundheitliche Probleme hat, dann nur aufgrund seines Alters. Aber es ist sicherlich nichts Schwerwiegendes.“ Weiter sagte der Offizier: „Er ist bei besserer Gesundheit als viele andere Menschen in seinem Alter. Er lässt sich jedes Jahr routinemäßig untersuchen.

Das Interview mit Gleb Karakulow gibt es hier zu sehen. Englische Untertitel können eingesetzt werden:

Сбежавший офицер ФСО — служба, тайны Путина, и побег из России / Интервью (English subs)

Quelle: n-tv.de, YouTube.com