In der 2. Runde der französischen Parlamentswahlen hat das Mitte-Lager von Präsident Emmanuel Macron nach Hochrechnungen die absolute Mehrheit in der Nationalversammlung klar verfehlt. Gestern (19.06.) kamen die Liberalen demnach auf 210 bis 250 der 577 Sitze. Das neue Linksbündnis von Jean-Luc Mélenchon wird mit 150 bis 180 Sitzen im Parlament vertreten sein. Mindestens 289 Sitze sind für eine Absolute Mehrheit nötig.
Das Ergebnis ist ein schwerer Schlag für Macron, dessen Lager bei der letzten Wahl die absolute Mehrheit holte. Denn normalerweise wird die kurz nach der Präsidentschaftswahl abgehaltene Parlamentswahl als Bestätigung gesehen, so dass oft die gleiche politische Kraft mit absoluter Mehrheit siegt. Einen Erfolg hat das Linksbündnis von Mélenchon verbuchen können.
Auch gewonnen hat die rechtextreme Partei Rassemblement National (RN). In einem Interview mit dem Sender TF1 sagte Parteipräsident Jordan Bardella: „Das ist ein Tsunami“. Er fügte noch hinzu, dass das französische Volk Staatschef Macron zu einem Minderheits-Präsidenten gemacht hat. Laut den Hochrechnungen kommt die RN zwischen 80 und 100 Sitze.
Bei der Parlamentswahl ging es für Emmanuel Macron darum, ob er seine Vorhaben auch in seiner zweiten Amtszeit umsetzen kann. Dafür benötigt er aber einer Mehrheit in der Nationalversammlung. Mit einer nur noch relativen Mehrheit sind der Präsident und die Regierung gezwungen, Unterstützung von anderen Parteien zu suchen. Je nach Vorhaben werden sie sich auf Mitte-Links oder Mitte-Rechts-Kräfte zu stützen versuchen.
Quelle: zdf.de