Wir berichteten bereits im November 2021
Mehrere Tage haben sich die Tarifkommission von IGBCE (Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie) und dem Arbeitgeberverband BAVC (Bundesarbeitgeberverband Chemie) beraten und kamen aufgrund der derzeitigen Lage zu einem Teilergebnis.
Die derzeitige Lage in der Ukraine macht vielen chemischen Betrieben sehr zu schaffen, da bei einem Stopp von Gasimporten die nötige Energie und Ressourcen die daraus gewonnen nicht mehr zur Verfügung stehen wird.
Andererseits macht die wirtschaftliche Lage bis heute ohne den russischen Einmarsch den Beschäftigten in der chemischen Industrie schwer zu schaffen. Die gestiegenen Energiepreise und die anhaltende Corona-Pandemie haben zu einer Inflation von 5,3% geführt, welche alle derzeit zu spüren bekommen. Die meisten Betriebe schreiben aber seit dem Lockdown wieder schwarze Zahlen und davon will man eben auch als Arbeitnehmer profitieren.
Die Verhandlungsrunde hat sich vorerst auf folgende Punkte geeinigt:
Schichtzulagen werden vom 1.Juli an auf 20 Prozent vereinheitlicht. Das entspricht einem Lohnplus von rund 1,7 Prozent für die Schichtarbeiter. Gefordert waren ursprünglich 25 Prozent.
Das Förderprogramm „AusbildungPlus“ zielt darauf ab, die Ausbildung für kleine und mittlere Unternehmen zu stärken, um die pandemiebedingten Ausbildungs- und Prüfungslücken in den Jahren 2022 und 2023 zu schließen. Dazu sollen Azubis bei Bedarf zusätzliche Lern und Prüfungsunterstützung erhalten, da der Unterstützungsverein der chemischen Industrie (UCI) mehr Geld erhalten soll. Sowas hat die IGBCE auch gefordert gehabt.
Für das mobile Arbeiten soll bis 2023 eine Studie gemacht werden um Auswirkungen auf „Arbeits- und Gesundheitsschutz, Arbeitszeitgestaltung, Mitbestimmung, Produktivität, Arbeitsorganisation und Datensicherheit“ zu erforschen. Vermutlich haben hier die Arbeitgeber sich durchgesetzt und das Thema „Homeoffice“ auf die lange Bank geschoben.
Das Thema Altersfreizeit in Teilzeit wurde sogar vor Gericht entschieden, für die Arbeitnehmerseite. Nun wurde es in den Manteltarifvertrag festgeschrieben. Teilzeitbeschäftigte haben ebenso einen Anspruch auf Altersfreizeit.
Weiter wurde Festgelegt dass es ein sogenanntes „Sozialpartnermodell“ attraktiver gestaltet werden soll (betriebliche Altersvorsorge) und dass die UCI auf Initiative von Bundesarbeitsminister Heil (SPD) 1 Million Euro von beiden Seiten erhalten soll, zur schnelleren Anerkennung von ukrainischen Flüchtlingen und zur Unterstützung bei Sprachkursen.
Was nicht geklärt wurde, war die Entgelterhöhung der rund 580.000 Tarifbeschäftigten. Da haben sich beide Seiten auf eine „Brückenlösung“ geeinigt, welche eine einmalige Zahlung von 1400€ bis spätestens Mai beinhaltet. Für notleidende Firmen darf der Satz auf 1000€ gesenkt werden, Azubis erhalten 500€ einmalig.
Im Oktober werden beide Seiten weiterverhandeln. Die IGBCE forderte eine deutliche Lohnerhöhung über die Inflation hinaus, um die Kaufkraft stabil halten zu können.
Quelle: IGBCE