Nach Berechnungen des Wahlforschers Robert Vehrkamp könnte der nächste Bundestag, der morgen (26.09.) gewählt wird, mehr als 900 Abgeordnete groß werden. Auf der Basis der letzten Umfrage des ZDF vom Donnerstag (23.09.) berechnete der Wissenschaftler von der Bertelsmann Stiftung eine Bandbreite von 672 bis 912 Mandaten. In einem mittleren Szenario kommt er auf 810 Abgeordnete. Der aktuelle Bundestag ist mit 702 Abgeordneten schon der größte.
Mehr als zwei Drittel der Deutschen halten diesen schon für zu groß. In der einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Dpa sagten 71 Prozent der Befragten, dass dem Parlament zu viele Abgeordnete angehörten. Rund 11 Prozent sagten, sie hielten die Anzahl der Abgeordnete für richtig. Nur drei Prozent meinen, dass der Bundestag vergrößert werden müsste.
Die drei Szenarien der Abgeordnetenzahl unterschieden sich ausschließlich durch unterschiedliche Annahmen zum Splitting von Erst- und Zweistimmen, sagte Vehrkamp. Dieses Splitting-Verhalten lasse sich nur schwer vorhersagen. Das mittlere Szenario mit 810 Abgeordneten ist Vehrkamp zufolge keineswegs extrem. Es geht nach seiner Darstellung davon aus, dass knapp die Hälfte derjenigen Wählerinnen und Wähler, die der FDP ihre Zweitstimme geben, ihre Erststimme CDU/CSU geben, und dass gleichzeitig die Unions-Wähler dies wie üblich mehr als 80 Prozent mit beiden Stimmen machen. Bei der Bundestagswahl 2013 hätten 63 Prozent aller Wählerinnen und Wähler der FDP zugunsten der Union gesplittet.
Der Bundestag ist normal für 598 Abgeordnete ausgelegt. Jeweils 299 Abgeordnete durch die Erststimme, wo Abgeordnete direkt gewählt werden, und die anderen 299 der Zweitstimme, worüber die Landeslisten gewählt werden. Durch Überhang- und Ausgleichsmandate steigt die Zahl aber. Überhangmandate entstehen, wenn eine Partei mehr Direktmandate erzielt als ihr nach dem Zweistimmenergebnis zustehen. Die Parteien dürfen diese Überhangmandate behalten. Damit sich die über das Zweistimmenergebnis ermittelten Mehrheitsverhältnisse trotzdem tatsächlich im Bundestag abbilden, erhalten die anderen Parteien dafür Ausgleichsmandate.
Bei der Bundestagswahl 2017 kam es zu 46 Überhang- und 65 Ausgleichsmandaten. Bei der Wahl 2013 waren es 4 Überhang- und 29 Ausgleichsmandate.
Quelle: n-tv.de